Politischer Sommerabend in Schleswig-Holstein

Ehmen kritisiert „Anwendungshinweissammlung“

Kiel - 18.06.2015, 11:55 Uhr

Gerd Ehmen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. (Foto: DAZ/tmb)

Gerd Ehmen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. (Foto: DAZ/tmb)


Beim gestrigen politischen Sommerabend der Apothekerkammer Schleswig-Holstein betonte Kammerpräsident Gerd Ehmen die Ausrichtung der Apotheker auf ihr Perspektivpapier. Er beklagte aber, ein Medikationsplan, der ohne Beteiligung der Apotheker erstellt werde, sei nur eine „Anwendungshinweissammlung“. Anette Langner, Staatssekretärin im Landessozialministerium, würdigte die Rolle der Präsenzapotheken für die Versorgung und bewertete das Medikationsmanagement in Kooperation mit den Ärzten als wichtigen neuen Versorgungsbaustein, ging aber auf die aktuelle Gesetzgebung nicht ein.

Ehmen erklärte, angesichts der zunehmenden Ökonomisierung des Gesundheitswesens und immer komplexerer Therapien bräuchten die Patienten Orientierung, Unterstützung und persönliche Zuwendung. Die Apotheken sähen es als ihre zentrale Aufgabe an, diesen Bedürfnissen zu entsprechen. Beratung und Arzneimitteltherapiesicherheit stünden innerhalb des Kompetenzkataloges an erster Stelle. Hinsichtlich des neuen Angebotes von Medikationsanalyse und -management sei das Modellprojekt ARMIN ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. „Dieses Projekt ist beispielhaft für die Schaffung heilberuflicher Netzwerke“.

E-Health, Rabattverträge und Honorar

Unzufrieden zeigte sich Ehmen dagegen mit dem Gesetzentwurf zum E-Health-Gesetz, weil die Apotheker nicht an der Erstellung des Medikationsplans beteiligt werden sollen. So würden Fragen höchstens aufgeworfen, aber die Probleme nicht gelöst. Die Medikation müsse systematisch auf Wechselwirkungen und andere Risiken geprüft werden. Es könne nicht sein, dass die Apotheker diese Analyse „ehrenamtlich“ ohne Honorar durchführen. Daher sei dies ein „Gesetz zulasten Dritter“ und daher abzulehnen.

Außerdem kritisierte Ehmen die Rabattverträge. Jeder Patient müsse Vertrauen in das Therapeutikum gewinnen, aber häufige Präparatewechsel würden sehr oft zu nachhaltigen Irritationen führen. Dann würden die Arzneimittel möglicherweise nicht eingenommen. Im Zusammenhang mit den vielfältigen Aufgaben der Apotheken forderte Ehmen angemessene Rahmenbedingungen. Für alle Heilberufe sei es „absolut unverzichtbar, dass ein qualifizierter Mitarbeiterstab auch leistungsgerecht entlohnt wird“.

Präsenzapotheken sind das Rückgrat der Arzneiversorgung

Langner betonte die unverzichtbare Rolle der Apotheken, würdigte ihre Lotsenfunktion und bezeichnete die Präsenzapotheken als Rückgrat der Arzneimittelversorgung. Die Rolle der Präsenzapotheken werde sogar noch wichtiger werden. Das Medikationsmanagement sei eine Chance für die Apotheker, sich zukunftsfähig aufzustellen. Wenn dies gemeinsam mit den Ärzten umgesetzt werde, würde dies zu einem wichtigen Versorgungsbaustein besonders für die ältere Bevölkerung. Dies eröffne auch einen Ansatz für die Regelversorgung.

Zur jüngsten Änderung des Apothekennotdienstes in Schleswig-Holstein erklärte Langner, diese fordere manchen Patienten einen längeren Weg ab, aber der Notdienst fordere auch den Apothekern einiges ab. Daher habe das Ministerium die Apotheker öffentlich gegen Kritik verteidigt, die in vielen Briefen geäußert worden sei. Auch zu anderen Fragen zeigte sich Langner offen für den Dialog mit den Apothekern.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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