Zur Demenz- und ALS-Behandlung

Neues Maus-Modell für neurologische Erkrankungen

02.06.2015, 08:40 Uhr

Forscher haben ein neues Maus-Modell für zwei schwere neurologische Erkrankungen erzeugt. (Foto: Vit Kovalcik/Fotolia)

Forscher haben ein neues Maus-Modell für zwei schwere neurologische Erkrankungen erzeugt. (Foto: Vit Kovalcik/Fotolia)


Remagen – Forscher an der Mayo-Klinik in Jacksonville, Florida, haben eine Versuchs-Maus erzeugt, die als experimentelles Modell für neue Therapieansätze zur Behandlung der fronttemporalen Demenz (FTD, Pick-Atrophie) und der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) dienen soll. Beide Krankheiten werden durch Mutationen im Gen-C9ORF72 verursacht. Die Mäuse weisen die Symptome und die Neurodegeneration auf, die mit beiden schwerwiegenden Erkrankungen assoziiert sind. „Genetic Engineering & Biotechnology News“ hat den Forschungserfolg in seinem News Highlights aufgegriffen und vorgestellt. Die Originalarbeit wurde kürzlich in „Science“ publiziert.

Der Neurowissenschaftler Dr. Leonard Petrucelli, Leiter der Abteilung für Neurowissenschaften an der Mayo Clinic, und sein Team erzeugten die Mäuse durch Injektion des Gehirns von neugeborenen Welpen mit einer mutierten Form des Gens C9ORF72. Als die Tiere älter wurden, begannen sie, die für den Menschen typischen Symptome, wie beispielsweise Hyperaktivität, Ängstlichkeit, Bewegungsstörungen und antisoziales Verhalten zu entwickeln.

Zusätzlich wurden die Gehirne der mit den Injektionen behandelten Mäuse kleiner und hatten weniger Neuronen in Hirnregionen, die das betreffende Verhalten steuern. Darüber hinaus identifizierte das Mayo-Team molekulare Schlüssel-Kennzeichen für neurologische Störungen, wie zum Beispiel toxische Cluster von RNA und TDP-43, ein Protein, das für seine abnorme Aktivität bei ALD und FTD bekannt ist.

ALS zerstört die Nervenzellen, die für die Steuerung der Funktionen Sprechen, Gehen, Atmen und Schlucken zuständig sind. Die frontemporale Demenz (FTD), nach der Alzheimer-Krankheit die häufigste Form von frühzeitig auftretenden (early-onset) Demenzen, ist durch Veränderungen in der Persönlichkeit, im Verhalten und der Sprache charakterisiert. „Unser Maus-Modell zeigt die Pathologie und die Symptome von ALS und FTD, die wir bei Patienten mit der Mutation C9ORF72 gesehen haben“, erklärt Petrucelli. „Diese Mäuse könnte unser Verständnis der beiden Erkrankungen erheblich verbessern und die Entwicklung von wirksamen Therapien beschleunigen.“

Quelle: Chew J et al. C9ORF72 repeat expansions in mice cause TDP-43 pathology, neuronal loss, and behavioral deficits. Science. 2015 May 14. pii: aaa9344. [Epub ahead of print]


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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