Aktionstag gegen den Schmerz

Mehr Aufmerksamkeit für Schmerzpatienten

02.06.2015, 14:25 Uhr

Rainer Bienfait und Michael Schäfer in Aktion gegen den Schmerz. (Foto: Sket)

Rainer Bienfait und Michael Schäfer in Aktion gegen den Schmerz. (Foto: Sket)


Berlin – Heute findet bundesweit der „Aktionstag gegen den Schmerz“ statt. Die Deutsche Schmerzgesellschaft und verschiedene Partnerorganisationen – darunter auch Apothekerverbände – wollen an diesem Tag auf Lücken in der Versorgung von Millionen von Schmerzpatienten hinweisen. Unter anderem beteiligen sich Arztpraxen, Kliniken, Pflegeeinrichtungen sowie mehr als 250 Apotheken. Damit machen die Akteure nicht zuletzt eines deutlich: Schmerz ist ein Problem, das nur interdisziplinär angegangen werden kann.

Jüngsten Schätzungen zufolge leben in Deutschland 20 bis 28 Millionen Patienten mit chronischen Schmerzen. Sechs bis acht Millionen von ihnen sind hierdurch im Alltag beeinträchtigt – Patienten mit Tumorschmerzen nicht mitgerechnet. Um diesen Patienten helfen zu können, bedarf es der Zusammenarbeit: „Kein Therapeut als Einzelperson kann alles Wissen und umfassend richtiges Therapieren auf sich vereinen“, sagte Prof. Dr. Michael Schäfer, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft heute anlässlich einer Pressekonferenz zum Aktionstag gegen den Schmerz. Vielmehr müssten Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten, Pflegefachkräfte, Apotheker und der Patient selbst bei einer wirksamen Schmerztherapie zusammenarbeiten. Häufig blieben die Patienten aber viel zu lange bei einem einzigen Arzt, ehe sie auf multimodale Strukturen stoßen, in denen ihnen wirklich weitergeholfen werden kann.

Bienfait: Bessere Zusammenarbeit nötig

Dr. Rainer Bienfait, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands und Vorsitzender des Berliner Apotheker-Vereins, betonte, dass es den Apotheken ein „großes Anliegen“ sei, den Aktionstag zu unterstützen. Schließlich gebe es unter den rund drei Millionen Menschen, die täglich die Apotheken in Deutschland aufsuchen, auch viele Schmerzpatienten. Apotheker sollten aufmerksam werden, wenn sie zum Beispiel den Verdacht haben, dass OTC-Schmerzpräparatate regelhaft und in falscher Dosierung eingenommen werden. Auch Bienfait betonte, dass eine bessere Zusammenarbeit der Professionen nötig sei. Es sollte mehr in gemeinsame Fortbildungen von Ärzten und Apothekern investiert werden. „Das ist noch ein zartes Pflänzchen, das gepäppelt werden muss“, räumte Bienfait ein, „zum Wohle des Patienten“.

Bienfait verwies im Zusammenhang mit der Arzneimittelversorgung von Schmerzpatienten auch auf die Tücken der Substitutionsausschlussliste hin. Dass es überhaupt zu der Liste kam, ist letztlich auf eine Initiative und eine Petition von Schmerzpatienten zurückzuführen. Noch enthält die Liste zwar keine Schmerzmittel. Für die zweite Tranche ist aber die Aufnahme von Oxycodon-Retardtablette geplant. Grundsätzlich sei es sicher richtig, dass die Medikation bei Schmerzpatienten nicht ständig wechsle, etwa bedingt durch Rabattverträge. Das Problem bei Arzneimitteln der Substitutionsausschlussliste sei jedoch, dass der Apotheker hier kaum mehr eingreifen könnte. Bei einer falschen Verordnung bliebe ihm nur, für ein neu ausgestelltes Rezept zu sorgen – eine häufig beschwerliche Angelegenheit.

Flyer, Vorträge und Telefon-Hotline

Die Apotheken bringen sich beim diesjährigen Aktionstag erstmals bundesweit ein. Im vergangenen Jahr machten bereits die Berliner Apotheken mit. Für Bienfait waren die positiven Erfahrungen Grund genug, die Kooperation 2015 auszuweiten. In den teilnehmenden Apotheken sowie den Anlaufstellen der übrigen Beteiligten finden Aktionen, Tage-der-offenen-Tür, Vorträge sowie die Abgabe von Patientenflyern statt. Als Service stehen heute zudem mehrere Dutzend und Schmerztherapeuten den Patienten am heutigen Dienstag von 9 bis 18 Uhr in der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-18 18 120 Rede und Antwort.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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