Frankreich

Pharmazie-Studenten fehlt Praxisbezug

06.05.2015, 16:15 Uhr

Frankreichs Pharmazie-Studenten wünschen sich mehr Praxisbezug im Studium. (Foto: kasto/Fotolia)

Frankreichs Pharmazie-Studenten wünschen sich mehr Praxisbezug im Studium. (Foto: kasto/Fotolia)


Remagen – Was halten Pharmazie-Studenten im Nachbarland Frankreich von ihrer Ausbildung? Wie leben und arbeiten sie? Der französische Verband der Pharmazie-Studierenden ANEPF hat mehr als 3000 „Pharma-Studis“ befragt und die Ergebnisse jetzt auf seine Internetseite gestellt.

Zwei Drittel der Befragten gaben an, von ihrem Studium erfüllt zu sein, und 56 Prozent halten die Fakultät für ein gutes soziales Umfeld. In Bezug auf pädagogische Aspekte der Lehre kommt sie allerdings nicht so gut weg. Hier trat ein beträchtlicher Umfang an „Fehlzeiten“ der Studis zu Tage. Rund ein Drittel geht nach eigenen Angaben nur selten oder gar nicht in die Hauptkurse. Als Hauptgründe hierfür werden Desinteresse, Selbststudium oder Alternativen für die Präsenz im Hörsaal angegeben. Hier müssten dringend Lösungen gefunden werden, meint die ANEPF, um die Attraktivität des Lehrangebotes zu erhöhen. 

Mangelnder Praxisbezug

Die berufliche Ausrichtung ist recht ausgewogen verteilt. 38 Prozent wollen nach dem Studium in die Offizin, 33 Prozent in die Industrie und 29 Prozent in die Krankenhauspharmazie. Für ihren Eintritt ins Berufsleben sehen sich die meisten jedoch nicht besonders gut gerüstet. Über 80 Prozent klagen über den mangelnden Praxisbezug der Ausbildung. Auf der Wunschliste stehen Intensivkurse zu Team Management, Verkaufspraktiken, Buchhaltung und Gesundheitsrecht, und zwar so früh wie möglich. Die Pharmazie-Studenten von heute wollen zusätzliche Fähigkeiten, mit der wissenschaftlichen Bildung des Berufsstandes als Grundstock, stellt die ANEPF fest.

Derzeit leben mehr als drei Viertel der Studierenden nicht mehr bei ihren Eltern. Die durchschnittliche Monatsmiete wird mit knapp 400 Euro beziffert, je nach Größe der Stadt. 36 Prozent leben völlig unabhängig und bekommen keinen Mietzuschuss. Etwas über die Hälfte geht neben dem Studium einer bezahlten Arbeit nach, die Hälfte davon parallel zu den Unterrichtskursen. Während rund 60 Prozent angeben, dass der Job im Zusammenhang mit der Pharmazie steht, arbeitet der Rest nur, um die Haushaltskasse aufzubessern oder den Lebensunterhalt zu sichern. Drei Viertel der Studenten arbeiten außerdem im Sommer während der vorlesungsfreien Zeit. Die vielfältigen Belastungen schlagen sich offenbar auch in gesundheitlichen Problemen nieder. So berichten 16 Prozent von erlittenen Unfällen, die eine stationäre Behandlung erforderten. Noch mehr (44 bzw. 60 %) leiden unter psychischen Störungen wie Schlafstörungen und Stress.

Informations-Angebote

Und wie steht es mit dem Apotheker-Nachwuchs? Vier Fünftel der Befragten gaben an, vor ihrem ersten Studienjahr nicht ausreichend über das Studium und die beruflichen Möglichkeiten informiert gewesen zu sein. Um diese Situation zu verbessern, gehen Pharmazie-Studenten selbst in die Schulen und stehen interessierten Schülern dort Rede und Antwort. Daneben hat die ANEPF schriftliche Anleitungen erarbeitet, die nun auch als Smartphone-App zur Verfügung gestellt werden sollen. Die App soll außerdem Erläuterungen zum pharmazeutischen Lehrplan, Nachrichten aus der Welt der Apotheke, aber auch spielerische integrierte Werkzeuge wie etwa einen Selbsttest enthalten, mit dem das eigene pharmazeutische Wissen gecheckt werden kann.

Zu den Ergebnissen gelangen Sie auf www.anepf.org/etudes/le-grand-entretien.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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