Stillkommission versus Leitlinie

Beikost für alle Kinder ab dem vierten Monat?

06.05.2015, 10:50 Uhr

Ab wann sollen Babay Beikost kriegen? Darüber streiten sich die Experten. (Bild: kobra78 - Fotolia.com)

Ab wann sollen Babay Beikost kriegen? Darüber streiten sich die Experten. (Bild: kobra78 - Fotolia.com)


Stuttgart – Vergangenes Jahr wurde die S3-Leitlinie zur Allergieprävention aktualisiert. Im Rahmen der Aktualisierung wurden die Empfehlungen, wie lange Kinder gestillt werden sollten, überarbeitet. In der neuen Version spricht man sich dafür aus, Säuglinge in den ersten vier Lebensmonaten voll zu stillen, nach dem vierten Monat soll dann Beikost gefüttert werden. Die Nationale Stillkommission ist anderer Meinung.

Die Nationale Stillkommission (NSK) am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht keinen Anlass aufgrund der geänderten Leitlinie ihre bisherigen Empfehlungen zum Stillen und zum Beginn der Beikostfütterung anzugleichen. Nach Ansicht der NSK sollten Säuglinge mindestens bis zum Beginn des fünften Monats ausschließlich gestillt werden. Frühestens zu diesem Zeitpunkt und spätestens mit Beginn des siebten Monats sollte dann Beikost gefüttert werden. Auch nach Einführung der Beikost sollte aber weiter gestillt werden.

Damit weicht die NSK von der Leitlinie ab, die generell nach dem vierten Monat zu Beikost rät. Ab wann genau ein Säugling innerhalb des genannten Zeitfensters zusätzlich Beikost benötigt, muss nach Ansicht der NSK individuell in Abhängigkeit von der Entwicklung und Essfähigkeit des Kindes entschieden werden. Für einen steigenden Nährstoffbedarf, der rechtfertigt, ab dem fünften Monat generell Beikost zu empfehlen, fehlt den Experten der NSK derzeit der wissenschaftliche Beleg. Dieser steigende Nährstoffbedarf wird jedoch gemeinsam mit dem Beitrag zur Allergieprävention von den Autoren der Leitlinie als Begründung für die geänderte Beikostempfehlung herangeführt.

Die Empfehlungen der Stillkommission basieren neben ernährungsphysiologischen Aspekten auch auf Daten zur Auswirkung des ausschließlichen Stillens bzw. der Beikostfütterung auf das Wachstum, die Entwicklung und spätere Krankheitsrisiken des Kindes. So sollen Säuglinge, die vier bis sechs Monate lang ausschließlich gestillt wurden, ein deutlich geringeres Infektionsrisiko haben, zum Beispiel bei Atemwegsinfekten. Weitere Krankheiten, die bei gestillten Kindern im späteren Leben seltener auftreten können, sind Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2. Die Empfehlungen wurden gemeinsam mit den pädiatrischen Fachgesellschaften erarbeitet.


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