MS-Therapie mit Fingolimod

PML auch ohne Natalizumab

04.05.2015, 17:40 Uhr

PML unter MS-Therapie: Mehrere Wirkstoffe können diese Nebenwirkung verursachen. (Foto: fotoliaxrender/Fotolia)

PML unter MS-Therapie: Mehrere Wirkstoffe können diese Nebenwirkung verursachen. (Foto: fotoliaxrender/Fotolia)


Stuttgart – Das Risiko einer progressiven multifokalen Leukoenzephalopathie (PML) unter der MS-Therapie mit Fingolimod (Gilenya) in Kombination mit Natalizumab ist bereits seit einer Weile bekannt. Jetzt ist diese schwere Nebenwirkung aber erstmalig bei einem Patienten festgestellt worden, der zuvor nicht mit Natalizumab oder anderen immunsuppressiven Arzneimitteln behandelt wurde. Bei einer Routineuntersuchung waren PML-typische Läsionen im MRT aufgefallen, klinische Symptome hatte der Patient zuvor nicht gezeigt. Der Fallbericht wurde als Rote-Hand-Brief veröffentlicht.

PML ist eine seltene und schwerwiegende Erkrankung des Gehirns. Sie wird durch das Humane Polyomavirus 2 (JC-Virus) verursacht. Dieses Virus ist ein sogenannter oppotunistischer Erreger, der häufig in der Allgemeinbevölkerung gefunden wird, aber nur dann zu einer PML führt, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Eine PML kann sich mit ähnlichen Symptomen wie die Multiple Sklerose selbst äußern, da es sich in beiden Fällen um demyelinisierende Erkrankungen handelt. Der Verlauf der PML ist allerdings schneller als der der MS und endet rasch tödlich.

PML-Fälle werden beispielsweise mit Rituximab, Infliximab, mit Chemotherapien oder Corticoidbehandlungen in Verbindung gebracht, aber auch mit den MS-Therapeutika Natalizumab und Dimethylfumarat. Dies ist nun der erste Bericht über einen Patienten der zuvor keinerlei immunsuppressive Therapie erhalten hatte, sondern lediglich mit Interferon behandelt worden war. Der Hersteller empfiehlt daher in Abstimmung mit den Behörden, den verschreibenden Ärzten bei jeder Figolimod-Behandlung hinsichtlich des PML-Risikos aufmerksam zu sein. Im Falle einer PML sollte die Behandlung dauerhaft abgesetzt werden.

Der aktuelle Rote-Hand-Brief zu Fingolimod ist allerdings nicht der erste. So wurde Ende 2013 vor einem erhöhten Risiko für ein hämophagozytisches Syndrom unter Fingolimod gewarnt, ein seltenes und potenziell lebensbedrohliches hyperinflammatorisches Syndrom, das im Zusammenhang mit Infektionen (primär oder durch Reaktivierung von Virusinfektionen, z. B. Epstein-Barr-Virus), malignen Erkrankungen, Immundefiziterkrankungen und verschiedenen Autoimmunerkrankungen beschrieben wurde. Zuvor wurde bereits darauf hingewiesen, dass es nach Therapieunterbrechungen bei Wiederaufnahme der Behandlung zu einer vorübergehenden Abnahme der Herzfrequenz und zu atrioventrikulären Überleitungsverzögerungen kommen kann.


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