DAZ Wochenschau

Kein Codein für Kinder, weniger Methylphenidat, mehr DocMorris bei REWE

02.05.2015, 08:00 Uhr


Nutzen und Risiko von Codein wurden erneut bewertet. Wichtigstes Ergebnis: Codein-haltige Arzneimittel sind bei Kindern unter zwölf Jahren kontraindiziert. Auch mit Methylphenidat wird sorgsamer umgegangen: nach einer BfArM-Statistik sank der Verbrauch. Nur das Angebot von Gesundheitsprodukten zur Selbstmedikation beim Lebensmittel-Konzern REWE nimmt zu: Die Internetapotheke DocMorris weitet ihr Angebot mit einem Exklusivmarkensortiment aus

Kein Codein für Kinder

Das Risikobewertungsverfahren für Codein-haltige Arzneimittel zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen ist ein Schritt weiter: Nach dem Pharmakovigilanz-Ausschuss stimmte jetzt auch die Koordinierungsgruppe für dezentrale Verfahren und Verfahren der gegenseitigen Anerkennung der EMA für Einschränkungen. Künftig sind Codein-haltige Arzneimittel nicht nur generell bei Kindern unter zwölf Jahren kontraindiziert, sondern auch bei Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahren mit ausgeprägten Atemwegsbeeinträchtigungen. Zusätzlich zu den neuen Maßnahmen für Kinder dürfen auch Patienten jeglichen Alters, die Codein sehr schnell verstoffwechseln, Codein wegen des Risikos schwerwiegender Nebenwirkungen nicht mehr anwenden. Das gilt wegen des Risikos für den Säugling auch für stillende Mütter. Weiterhin wird geprüft, ob alle flüssigen Darreichungsformen Codein-haltiger Arzneimittel künftig nur noch in kindergesicherten Verpackungen abgegeben werden sollen. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Codein wurde neu bewertet, da vor allem bei Ultra-Rapid-Metabolizern ein erhöhtes Risiko für Atemprobleme beobachtet wurde. Die Maßnahmen müssen nun noch national umgesetzt werden.

Weniger Methylphenidat

Im letzten Jahr ist der Verbrauch von Methylphenidat in Deutschland erneut zurückgegangen. Laut einer Statistik des BfArM wurden 2014 bundesweit 1716 kg des Wirkstoffes (in Form von Fertigarzneimitteln) von Apotheken erworben – ein Jahr zuvor waren es noch 1803 kg. Das bedeutet einen Rückgang um rund fünf Prozent. Trotzdem wird beim Umgang mit Methylphenidat auch weiterhin besonderes Augenmaß benötigt, damit Patienten von einer gezielten Therapie profitieren und zugleich vor unkritischer Überversorgung geschützt werden.

Mehr Studien einbeziehen

Cochrane-Reviews gelten als zuverlässige und vertrauenswürdige Quelle, wenn es darum geht, den Sachstand zu einer Arzneimitteltherapie zu bewerten. Damit sie auch halten, was sie versprechen, sollte die Methodik einwandfrei sein und die Datenbasis möglichst umfassend und ausgewogen. Es wird bereits von den Cochrane-Autoren viel wissenschaftliche Literatur gesichtet, trotzdem glauben Experten, dass bislang immer noch nicht alles berücksichtigt wird – zum Beispiel unpublizierte negative Ergebnisse oder auch öffentlich zugängliche Zulassungsdaten. Die Suche nach solchen Zulassungsdaten der EMA und der FDA sollte für die Erstellung eines Cochrane Review regelmäßig dazu gehören.

Apotheker ins Präventionsgesetz!

Apotheker müssen Eingang in das von der Großen Koalition geplante Präventionsgesetz finden – daran hat man beim Wissenschaftlichen Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPiG) keinen Zweifel. Um davon auch die Politik zu überzeugen, hat das WIPiG einen Brief an Politiker und weitere Entscheider im Gesundheitswesen geschrieben. Auf zwei Seiten geht es kompakt um das Präventionsgesetz und die Diabetesprävention.

Erster HIV-Selbsttest verfügbar

In Großbritannien wurde der erste HIV-Selbsttest auf den Markt gebracht. Er erfordert nur einen Tropfen Blut und liefert in 15 Minuten ein präzises Ergebnis, verspricht der Hersteller.Der Test soll drei Monate nach einer vermuteten Exposition eine 99prozentige Genauigkeit besitzen. HIV-Infektionen, die noch nicht so lange zurückliegen, kann er nicht anzeigen, weil dann noch nicht genügend Antikörper für den Nachweis verfügbar sind. Ein negatives Testergebnis schließt eine HIV-Infektion nicht unbedingt aus. Das BioSure HIV-Self-Test-Kit ist ein Einweg-Medizinprodukt und zu einem Verkaufspreis von knapp 30 Britischen Pfund inklusive Versand innerhalb von Großbritannien erhältlich.

DocMorris bei REWE

Die seit 2012 bestehende Kooperation zwischen dem Lebensmittel-Konzern REWE und der Internetapotheke DocMorris wird ausgebaut: Ein neues Exklusivmarkensortiment an gesundheitsbezogenen Produkten soll das Angebot im Gesundheitssegment erweitern. Die Produkte aus dem Bereich der Selbstmedikation werden in den bundesweit über 3000 REWE-Märkten einheitlich unter der Marke DocMorris angeboten. Die ersten sieben Gesundheitsprodukte sind seitdem 20. April 2015 in den REWE-Märkten und zukünftig auch über den DocMorris-Onlineshop erhältlich. Das Angebot soll im Laufe der Zeit sukzessive erweitert werden und reicht von Vitaminpräparaten über Sodbrennen-Blocker bis zur Meerwasser-Nasenspraylösung. Im ersten Jahr soll das Sortiment bereits aus 30 Gesundheitsprodukten bestehen. Die Artikel erhalten eine einheitliche Gestaltung und werden in den Märkten in „Blockplatzierung“ präsentiert.


Dr. Carolina Kusnick (ck), Apothekerin 
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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