Werbung für Hochpreiser

Linke will Pharma in die Schranken weisen

30.04.2015, 14:00 Uhr

Die Linksfraktion kritisiert die Untätigkeit der Regierung angesichts teurer Verordnungen wegen massiven Pharma-Marketings. (Foto: Denis Junker/Fotolia)

Die Linksfraktion kritisiert die Untätigkeit der Regierung angesichts teurer Verordnungen wegen massiven Pharma-Marketings. (Foto: Denis Junker/Fotolia)


Berlin – Zu viele Ärzte fallen nach Meinung der Linken auf das „massive Marketing“ von Pharmafirma herein – was zu steigenden Verordnungszahlen insbesondere im Segment der Hochpreiser, etwa Gerinnungshemmern wie Xarelto®, führt. Doch obwohl dies zu alarmierenden Kosten führe, bleibe die Bundesregierung untätig, kritisiert Kathrin Vogler, Sprecherin für Arzneimittelpolitik und Patientenrechte. Sie sieht in hochpreisigen Medikamenten ohne nachgewiesenem Zusatznutzen eine große Gefahr für die Krankenkassenfinanzierung.

In einer Kleinen Anfrage hatte die Links-Fraktion kritisiert, dass die Verschreibungszahlen neuer Gerinnungshemmer in die Höhe schnellen, obwohl ein Zusatznutzen vielfach bezweifelt wird, die neuen Produkte teurer sind und keine Langzeitstudien zu den Nebenwirkungen bestehen. „Der Gerinnungshemmer Xarelto® ist 20 mal teurer als Marcumar-Nachahmer, aber meist ohne Zusatznutzen“, konstatiert Vogler. In nur sechs Jahren hätten sich die Kosten der gesetzlichen Krankenkassen für dieses Medikament verzehnfacht.

Die Bundesregierung sieht gleichwohl keinen Grund zum Handeln, wie aus ihrer Antwort ersichtlich wird. Das beunruhigt die Linken: „Verantwortungsvolle Gesundheitspolitik sieht anders aus“, mahnt Vogler nun, „die Bundesregierung darf nicht weiter tatenlos zuschauen“. Schließlich müssten die Versicherten die Mehrausgaben der Krankenkassen per Zusatzbeitrag alleine schultern. Und schon im kommenden Jahr könne die Milliarden-Grenze allein für Xarelto® durchbrochen werden, obwohl es weit preisgünstigere Alternativen gebe. Mit herkömmlichen Gerinnungshemmern, die zumeist nicht schlechter wirkten und mehr Sicherheit böten, müssten nur 50 Millionen Euro aufgebracht werden.

Neben der Finanzierbarkeit ging es der Fraktion in ihrer Anfrage um ungeklärte Fragen beim Risikoprofil des Medikaments. Doch auch hier entziehe sich die Bundesregierung mit dem Hinweis auf ältere Zulassungsstudien, kritisiert Vogler – und ignoriere warnende Hinweise von führenden Arzneimittelexperten. „Auf das massive Marketing der Herstellerfirma fallen viel zu viele Ärzte herein und reagieren mit steigenden Verordnungszahlen, doch die Bundesregierung erhebt auch hier keine Einwände“, so Vogler. Ihre Fraktion plädiert daher dafür, „endlich gegen aggressives Pharma-Marketing aktiv zu werden“.


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