Neuer diagnostischer Ansatz?

Hunde erschnüffeln Prostatakrebs

20.04.2015, 08:50 Uhr

Schäferhunde haben eine geradezu spektakulär feine Nase (Foto: PaulShlykov/Fotolia.com).

Schäferhunde haben eine geradezu spektakulär feine Nase (Foto: PaulShlykov/Fotolia.com).


Remagen - Italienische Forscher haben eine Studie veröffentlicht, nach der ausgebildete Hunde chemische Stoffe erkennen können, die im Zusammenhang mit Prostatakrebs stehen. Dies berichtet das europäische Forschungsportal „Cordis“ mit Bezug auf die entsprechende Publikation im Journal of Urology.

Die Wissenschaftler vom Humanitas Clinical and Research Centre in Mailand und aus weiteren Instituten bildeten zwei dreijährige Deutsche Schäferhunde konsequent dafür aus, für Prostatakrebs spezifische flüchtige organische Verbindungen in Urinproben zu erschnüffeln. Beide hatten allerdings bereits „Vorkenntnisse“ als Sprengstoff-Spürhunde. Die Tests wurden in einem italienischen Lehrkrankenhaus und am Military Veterinary Center des italienischen Verteidigungsministeriums durchgeführt.

Die Fähigkeiten der Hunde wurden an Proben von über 900 Männern untersucht, darunter 362 Patienten mit Prostatakrebs bei einem geringen Risiko für Metastasten und 540 gesunde Kontrollpersonen. Die Tiere wurden einzeln in einem Kreis um eine Reihe von Schalen geführt, die mit einem Netzgewebe abgedeckt waren. Nach einem ersten Rundgang wurden sie ein zweites Mal herumgeführt und hielten speziell an den Schalen an, die Urin von Prostatakrebspatienten enthielten. Erstaunlicherweise erreichten die Hunde eine diagnostische Genauigkeit von über 97 Prozent, und zwar sowohl in Bezug auf Sensitivität als auch auf Spezifität. Dabei erzielte „Hund eins“ eine Sensitivität von 100 Prozent und eine Spezifität von 98,7 Prozent und „Hund zwei“ eine Sensitivität von 98,6 Prozent und eine Spezifität von 97,6 Prozent. Beide waren außerdem in der Lage, risikoarme und fortgeschrittene Prostatakarzinome zu identifizieren.

Claire Guest von „Medical Detection Dogs“, einer britischen Charity, die sich der Ausbildung von Hunden zur Erkennung von Krankheiten nach deren Geruch verschrieben hat, soll die Ergebnisse der neuen Studie gegenüber dem „Guardian“ wie folgt kommentiert haben: „Sie liefern uns einen weiteren Beweis dafür, dass Hunde die Fähigkeit besitzen, bei Menschen Krebs zu identifizieren. Besonders aufregend ist, dass wir bei der Erkennung von Prostatakrebs, wo die vorhandenen Tests völlig unzureichend sind, eine so hohe Erfolgsrate hatten.“

Trotzdem warnen die Forscher davor, die Erfolge zu überinterpretieren. Weitere Studien seien erforderlich sind, um den potenziellen Vorhersagewert dieses Verfahrens zu verifizieren.

Taverna G et. Al. Olfactory System of Highly Trained Dogs Detects Prostate Cancer in Urine Samples. J Urol. 2014 Sep 28. pii: S0022-5347(14)04573-X. doi: 10.1016/j.juro.2014.09.099. [Epub ahead of print]


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Speicheltest und nasaler Test

Pari bringt zwei Antigen-Schnelltests

Beeindruckende Genauigkeit

Hunde können Coronavirus riechen

Neuer Amatoxintest verspricht Hilfe

Schnelle Klarheit im Notfall

Unkonventionelle Ideen sollen helfen, SARS-CoV-2 aufzuspüren

Elektronische und tierische Virusdetektive

Wo wir in Sachen Corona-Testungen stehen – ein Update

Testen, testen, testen – aber gezielt!

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.