DAK-Gesundheit

Blutzuckermessen per Sensor

Berlin - 10.02.2015, 15:58 Uhr


Die DAK-Gesundheit will ihren schwer an Diabetes erkrankten Versicherten das Leben leichter machen: Statt sich regelmäßig selbst in die Fingerkuppe piksen zu müssen, sollen sie ein innovatives Messsystem erhalten, das die Glukosewerte beständig und automatisch misst. Mit der Firma Abbott, die das Messsystem Free Style Libre®, bestehend aus Sensor und Lesegerät, herstellt und vertreibt, hat die Kasse einen Exklusivvertrag geschlossen.

Ab Juni soll es für voraussichtlich erst einmal rund 1000 DAK-Versicherte losgehen. Bis dahin will die DAK auf ausgewählte Mitglieder, die in das Disease-Management-Programm für Diabetes eingeschrieben sind, zugehen und ihnen anbieten, das neue System – freiwillig – zu nutzen. Thomas Bodmer vom DAK-Vorstand zeigte sich bei der heutigen Vorstellung der Kooperation mit Abbott hochzufrieden. Er ist überzeugt, dass die Diabetes-Patienten mithilfe der Innovation ihre Lebensqualität wesentlich verbessern werden. Die DAK spiele hier gerne den Vorreiter,„weil es uns überzeugt hat“.

Leichte Handhabung

Das FreeStyle Libre-System von Abbott ist seit November 2014 auf dem deutschen Markt. Es besteht aus einem High-Tech-Sensor von der Größe eines Zwei-Euro-Stücks und einem Lesegerät. Statt den Zuckerwert routinemäßig über das Blut zu bestimmen, erfolgen die Messungen in der Zwischenzellflüssigkeit des Unterhautgewebes. Dazu trägt der Sensor an der Unterseite einen feinen Faden, der unter die Haut eingeführt wird. Der Patient bringt sich den Sensor selbst am Oberarm an und kann ihn dann jederzeit mit seinem Lesegerät scannen.  Dieses speichert die Glukosewerte von bis zu 90 Tagen ab. Der Sensor selbst kann bis zu 14 Tage lang getragen werden, auch beim Sport und beim Baden. Nach zwei Wochen muss er ausgetauscht werden.

Dr. Ansgar Resch, General Manager von Abbott Diabetes Care Deutschland zeigte sich glücklich, dass die DAK das „revolutionäre Potenzial“ des neuen Messgeräts entdeckt hat. Denn dass die Kassen hierfür bezahlen, ist keine Selbstverständlichkeit. Bislang müssen interessierte Patienten selbst in die Tasche greifen: Das Lesegerät kostet 59 Euro, ebenso der Sensor, der alle zwei Wochen gewechselt werden muss. Aber Resch – und auch Bodmer – sind überzeugt, dass sich der Einsatz rentieren wird. Statt Momentaufnahmen zeigen die Lesegeräte Zuckerverläufe in Kurven-Diagrammen an, welche die Patienten auf einen Blick erfassen können. Zudem erfahren sie, wohin der Trend ihrer Werte geht: abwärts oder aufwärts. Für den Mediziner Morten Schütt vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein ist dieser Trendpfeil sowie die Möglichkeit, jetzt auch Werte aus der Nachtphase zu bekommen, besonders interessant. Auch er ist überzeugt, dass das Diabetesmanagement im Alltag für die Patienten mit dieser Hilfe sehr viel einfacher wird.

Vertrieb über Online-Shop

Noch ist das Angebot aufgrund der bestehenden Produktionskapazitäten von Abbott beschränkt. Daher wird das DAK-Projekt mit einer limitierten Patientenzahl starten. Bodmer ist aber überzeugt, dass jeden Monat weitere Versicherte hinzukommen können. Für Abbott sind die Prioritäten auch klar: Patienten, die das Produkt schon nutzen, werden weiterhin bevorzugt die Sensoren erhalten. Zu beziehen ist das System über einen speziellen Online-Shop.

Übrigens: Auch die Techniker Krankenkasse hat gestern verkündet, ihren Versicherten nun ein Diabetes-Versorgungspaket anzubieten, das das Abbott-Messsystem umfasst. Sie übernimmt die Kosten allerdings nicht komplett, sondern bezuschusst sie bis zur Höhe der sonst üblichen Kosten für Blutzuckermessungen.

Weitere Informationen: www.freestylelibre.de


Kirsten Sucker-Sket


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