Soziale Netzwerke

Macht Facebook depressiv?

Remagen - 09.02.2015, 12:24 Uhr


Kann das weltweit größte soziale Netzwerk Facebook bei Menschen, die sich mit anderen vergleichen, Depressionen verursachen? Dieser Frage versucht eine wissenschaftliche Untersuchung auf den Grund zu gehen, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Computers in Human Behavior“ publiziert wurden.

Die Studie basiert auf einer Online-Befragung von 736 Journalismus-Studenten an einer Universität im mittleren Westen der USA. Die Mehrheit (68%) war weiblich und weiß (78%). Das Durchschnittsalter lag bei 19 Jahren. Es handelte sich demnach um eine Population, die sich gerade in einer „sensiblen“ Lebensphase mit dem Übergang von einer behüteten Schulzeit ins freie Studentenleben befand.

Die Teilnehmer wurden nach der durchschnittlichen Anzahl der Stunden gefragt, die sie täglich mit Facebook verbringen. Außerdem sollten sie nach einer fünfstufigen Skala bewerten, inwieweit sie mit verschiedenen Aussagen – etwa „Ich fühle mich in der Regel schlechter als andere.“ bzw. „Es ist so frustrierend zu sehen, dass einige Leute immer eine gute Zeit haben.“ oder „Viele meiner Freunde haben ein besseres Leben als ich.“ – einverstanden sind.

Dabei fanden die Forscher Folgendes heraus:

  • Es gab keinen signifikanten direkten Zusammenhang zwischen Facebook-Nutzung und Symptomen von Depressionen.
  • Es bestand eine signifikante Beziehung zwischen Facebook-Nutzung und Neidgefühlen, wobei die heavy user stärkere Neidgefühle hatten als die light user.
  • Das Ausmaß der Nutzung von Facebook allein war nicht mit Depressions-Symptomen assoziiert.
  • Der Zusammenhang wurde nicht durch die Anzahl der Facebook-Freunde beeinflusst, die eine Person hatte.

Die Frage, ob die Nutzung von Facebook deprimierend sei, beantworten die Forscher daher mit einem Nein – „es sei denn, sie löst Neidgefühle aus“. Gleichwohl gestehen sie zu, dass der Zusammenhang zwischen der Nutzung von Facebook und etwaigen Depressionen wahrscheinlich sehr komplex sei und dass hierbei noch eine Vielzahl weiterer Faktoren wie persönlicher Merkmale, Lebensweise und körperlicher und geistiger Gesundheit, eine Rolle spielen mag.

Quelle: Tandoc Jr. EC, Ferrucci P, Duffy M.  Facebook use, envy, and depression among college students: Is facebooking depressing? Computers in Human Behavior, Volume 43, February 2015, Pages 139-146


Dr. Helga Blasius


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