Mehr Mediziner aufs Land

Gröhe wehrt sich gegen Ärztekampagne

Berlin - 09.02.2015, 13:38 Uhr


Gesundheitsminister Gröhe hat die Kampagne der Kassenärzte gegen geplante Änderungen der Versorgungsstrukturen im Gesundheitswesen scharf kritisiert. „Bei der Kampagne der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) drängt sich der Verdacht auf, dass es eher um Panikmache als um das Patientenwohl geht“, erklärte er. Das Versorgungsstärkungsgesetz stärke die Rechte der Patienten und schaffe zusätzliche Anreize für Ärzte, sich in unterversorgten Regionen niederzulassen.

In der Kampagne der KBV gegen den vom Bundeskabinett gebilligten Gesetzentwurf heißt es unter anderem: „Stellen Sie sich vor, Sie gehen zum Arzt – und er ist nicht mehr da. Dann könnte das geplante ‚Versorgungsstärkungsgesetz‘ daran schuld sein.“ Es trage „den falschen Namen: In Wahrheit schwächt es die ambulante Versorgung vor Ort, schränkt die freie Arztwahl der Patienten ein und versperrt dem medizinischen Nachwuchs den sicheren Weg in die eigene Praxis.“

Deutschlands Kinderärzte warnen beispielsweise davor, dass Eltern künftig vielerorts lange nach einer Arztpraxis für ihre Neugeborenen suchen müssen. Schon jetzt gebe es stellenweise deutlich zu wenige Kinderärzte, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Wolfram Hartmann, der „Welt am Sonntag“. „Momentan gibt es in der ambulanten Versorgung einen Mangel insbesondere in einigen Bereichen von Großstädten wie Berlin und Köln, aber auch in ländlichen Regionen der großen Flächenstaaten“, argumentierte Hartmann. In Bayern und einigen anderen Bundesländern gebe es Regionen, in denen Eltern 30 oder 40 Autominuten bis zum nächsten Kinderarzt fahren müssten.

Gröhe hielt den Argumenten der Ärzteverbände entgegen, Terminservicestellen, die die regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen einrichten sollen, „verhelfen gesetzlich Versicherten zu schnelleren Facharztterminen“. Mit einer Einschränkung der freien Arztwahl habe das nichts zu tun. „Wer das behauptet, betreibt bewusste Fehlinformation.“ Das Gesetz ist derzeit in der parlamentarischen Beratung.


dpa