Apotheker-Mutter verurteilt

Bewährungsstrafe im Memminger Giftalarm-Prozess

Berlin - 02.02.2015, 12:14 Uhr


Vor fast drei Jahren wurde ein ganzes Stadtviertel von Memmingen abgesperrt, weil wegen Chemikalien in der Luft Giftalarm ausgelöst worden war. 42 Menschen klagten über Kopfschmerzen, Reizungen der Atemwege und Übelkeit. Ein Spezialtrupp der Münchener Feuerwehr rückte an. Der Grund: Bei einem Umzug waren in einer Apotheke chemische Substanzen in den Abfluss geschüttet worden. Letzte Woche setzte das Memminger Amtsgericht den strafrechtlichen Schlusspunkt unter die Angelegenheit.

Zum dritten Mal beschäftigte sich vergangenen Donnerstag das Schöffengericht mit dem Fall, wie die „Augsburger Allgemeine“ berichtet. Ein erster Prozess mit zwei Verhandlungstagen im Mai 2013 wurde ausgesetzt, nachdem Gutachter nicht zweifelsfrei klären können, um welche Substanzen es sich bei dem Chemieunfall am 3. Mai 2012 gehandelt hatte. Nun verurteilte das Gericht die Mutter des Inhabers, die zu dieser Zeit in der Apotheke tätig war, wegen falscher Entsorgung von Abfällen und fahrlässiger Körperverletzung zu einer eineinhalbjährigen Bewährungsstrafe.

Obwohl die Anklage sowohl ihr als auch ihrem Sohn, dem Inhaber der Apotheke, vorgeworfen hatte, den Chemieunfall verursacht zu haben, wurde der Apotheker freigesprochen. Er erklärte dem Bericht zufolge, vor dem Unglückstag sei in der Apotheke alles für den bevorstehenden Umzug in ein anderes Gebäude vorbereitet worden. Einige Chemikalien seien bereitgestellt worden, um sie ordnungsgemäß zu entsorgen. Er selbst habe erst am Nachmittag telefonisch von dem Giftalarm erfahren. Für das Gericht stand letztlich fest, dass nicht der Apotheker die Chemikalien absichtlich in den Ausguss geschüttet hatte, sondern seine Mutter.


DAZ.online


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