Apotheker in den USA

Mehr Kompetenzen in der integrierten Versorgung

Remagen - 21.01.2015, 12:05 Uhr


Die US-amerikanischen Apotheker sollen in Zukunft über die reine Arzneimittelabgabe hinaus im Rahmen integrierter Versorgungs-Modelle eine größere Rolle spielen. Dies fordert ein neues Papier der Vereinigung der Gouverneure des 51 US-Bundesstaaten. Ein besonders großes Potenzial liegt nach ihrer Einschätzung in der Integration von Apothekern in die Teams zur Versorgung chronisch Kranker, denn gerade hier spielt das Medikationsmanagement eine sehr kritische Rolle.

„Das Gesundheitssystem erlebt hinsichtlich der Finanzierung und der Erbringung von Dienstleistungen gerade eine grundlegende Veränderung. Deshalb haben die Staaten eine Verbesserung des Ergebnisses hinsichtlich der Qualität und der Folgen für die Gesundheit in den Fokus genommen“, sagte NGA Executive Director Dan Crippen. „Die stärkere Einbindung der Apotheker, des zahlenmäßig drittgrößten Gesundheitsberufs, in das Gesundheitsversorgungssystem, ist eine Möglichkeit, um diese Ziele zu erreichen.“

Das US Bureau of Labor Statistics beziffert die Anzahl der US-Apotheker in Beschäftigungsverhältnissen für 2012 auf etwa 286.000. Bis zum Jahr 2022 soll sich die Zahl um 14 Prozent auf mehr als 325.000 erhöhen. Das Ausbildungsniveau ist im letzten Jahrzehnt signifikant gestiegen. Seit 2004 ist ein Abschluss als Doktor der Pharmazie (PharmD) erforderlich. Die heute tätigen Apotheker haben allerdings meist nur einen Bachelor-Abschluss, denn früher hat dieser ausgereicht.

Medikationsmanagement schon heute

Eine Möglichkeit, wie die Apotheker in den USA auch heute schon rechtmäßig eine interdisziplinäre Rolle einnehmen können, sind die kooperativen Praxis-Vereinbarungen (CPAs). Im Rahmen solcher Vereinbarungen dürfen lizenzierte Gesundheitsdienstleister, wie Ärzte, Patienten an Apotheker überweisen und die Erbringung von Leistungen unter Aufsicht delegieren. Dazu gehört auch das Medikationsmanagement. So dürfen Apotheker zum Beispiel im Rahmen von CPAs nach entsprechenden Vorgaben Verordnungen für einen Pateinten initiieren, ändern oder fortführen. Zwar lassen derzeit bereits 48 Staaten CPAs zu, aber administrative Hürden und mangelnde Flexibilität begrenzen aus der Sicht der NGA die Entfaltungsmöglichkeiten der Apotheker, und die „Schmerzgrenzen“ der Behörden sind diesbezüglich sehr variabel.

Bislang meist ohne Honorar

Als weiterer Hemmschuh werden in dem Dokument der NGA die Krankenversicherer Medicare und Medicaid angeführt, denn für ihre Zusatzleistungen im Rahmen der integrierten Versorgung-Teams schauen die Apotheker finanziell meist noch in die Röhre. In den fünfzehn Staaten, die den Pharmazeuten hierfür eine Medicaid-Vergütung gewähren, wurden bislang am häufigsten Dienste in Bbezug auf die Raucherentwöhnung, Beratung und andere Arten von vorbeugenden Services bezahlt. Mit Stand von Februar 2014 lassen neun Staaten eine Medicaid-Erstattung für Leistungen im Rahmen des Medikationsmanagements zu.

Pharmazeuten-Kommission prüft Möglichkeiten

Die NGA fordert nun von den Bundesstaaten, dass sie ihre Gesetze und Vorschriften für den Berufsstand unter die Lupe nehmen und prüfen, wie der Rahmen der praktischen Berufsausübung erweitert werden könnte, damit die Apotheker den vollen Umfang ihrer Ausbildung auch anbringen können. Daneben hat bereits im Jahr 2004 eine gemeinsame Kommission der tätigen Pharmazeuten damit begonnen, strategische Ziele für die Standardisierung apothekerlicher Leistungen zu formulieren. Sie will ihre Vorschläge hierzu in diesem Jahr vorlegen.


Dr. Helga Blasius