Pharmacon Schladming

STIKO-Mitglied Weinke: Apotheker müssen Impfexperten sein

Schladming - 19.01.2015, 11:39 Uhr


Impfungen sind hocheffektive Präventionsmaßnahmen, die zu einem erheblichen Rückgang von schweren Infektionserkrankungen geführt haben. Deswegen sei ein Impfschutz für jeden Einzelnen sinnvoll; so früh, so vollständig und so dauerhaft wie möglich, betonte Professor Thomas Weinke, Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO). Und fügte hinzu: „Apotheker müssen Impfexperten sein!“

Der große Vorteil der Apotheke sei, dass sie niederschwellig alle Bevölkerungsschichten und -gruppen erreiche. Deswegen müsse sich die Apotheke Prävention auf die Fahnen schreiben, appellierte der Potsdamer Infektiologe Prof. Dr. Thomas Weinke an die Teilnehmer des Pharmacon-Kongresses. Und Schutzimpfungen seien nun einmal eine der effektivsten Präventionsmaßnahmen überhaupt. Wichtig sei, dass die Heilberufe mit gutem Vorbild vorangehen und sich impfen lassen. „Wenn ein Patient Sie fragt, ob Sie selbst denn auch geimpft sind, und Sie müssen antworten, dass Sie das gar nicht so genau wissen“, dann sei es sehr schwierig, Patienten von der Sinnhaftigkeit der Impfung zu überzeugen.

Weinke, der seit 2014 Mitglied der STIKO am Robert-Koch-Institut ist, forderte zu einer stärkeren Akzeptanz auch solcher Impfungen auf, die keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Infektion bieten. Beispielsweise gehe es bei der Influenza, bei der die Schutzimpfung im Vergleich zu anderen Krankheiten eine niedrigere Wirksamkeit habe, nicht nur um eine Verhinderung einer Grippe-Erkrankung. Wichtig sei vor allem bei Älteren auch die Prophylaxe der Sekundärinfektion mit Pneumokokken sowie der systemischen Inflammation durch Zytokine, die zu einer erheblich erhöhten kardiovaskulären Morbidität führt.

Weinke zeigte sich besorgt über die niedrige Akzeptanz von Impfungen in der Bevölkerung. Eine aktuelle Umfrage aus Österreich zeige, dass nur 40 Prozent der Befragten Impfungen uneingeschränkt befürworten, fast 60 Prozent sind „partielle Impfkritiker“, die Schutzimpfungen zumindest teilweise ablehnen. Dazu kommen noch 4 Prozent absolute Impfgegner. „Ungeimpfte ruhen sich in der sozialen Hängematte der Geimpften aus“, machte Weinke drastisch auf den Umstand aufmerksam, dass Impfungen nicht nur ein Individualschutz sind, sondern die Impfung auch den Ungeimpften schützen kann, wenn ein genügend großer Teil der Bevölkerung immunisiert ist.


Dr. Benjamin Wessinger