„Pille danach“

Kiefer: Apotheker beraten schon immer

Berlin - 19.01.2015, 10:35 Uhr


Schon bald werden Frauen die „Pille danach“ ohne Rezept in deutschen Apotheken erhalten. Dabei sollen sie selbstverständlich auch beraten werden. BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer erklärte gegenüber der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung, dass dies grundsätzlich kein Problem ist: „Wir beraten schon immer über eine große Zahl von Medikamenten. Das ist für die Apotheker nichts Neues“. Das sieht er auch im Nachtdienst oder in Notsituationen der Frauen nicht anders.

Kiefer zerstreut Bedenken, dass bei einem Beratungsgespräch zur Notfallkontrazeption die Privatsphäre in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Wenn die Apotheke voll sei, gehe man mit der Frau in den Beratungsraum, den jede Apotheke habe.

Im nächtlichen Notdienst, so räumt Kiefer ein, gebe es nur eine Beratung durch die Notdienstfenster. Diese Einschränkung sei wichtig, um diensthabende Apotheker zu schützen, erläutert der BAK-Präsident. „Für Frauen, die eine Notfallverhütung brauchen, ist das zugegebenermaßen keine angenehme Situation.“ Doch: „Sie muss leider ertragen werden.“ Kiefer verweist darauf, dass der Nachtdienst auch einen großen Vorteil für betroffene Frauen biete: Indem sie die „Pille danach“ auch außerhalb der normalen Öffnungszeiten erhalten können, haben sie die größten Chancen auf wirksame Hilfe. Schließlich ist die „Pille danach“ umso zuverlässiger, je schneller sie nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen wird.

Was den Inhalt und Umfang der Beratung betrifft, hat Kiefer ebenfalls keine Sorge, dass Apotheker hier überfordert wären – insbesondere wenn es darum geht, über die weitere Verhütung oder Geschlechtskrankheiten zu informieren. „Im Alltag erlebe ich bisher vor allem Paare, die die Familienplanung bereits abgeschlossen haben und bei denen es ein einmaliges Problem mit der Verhütung gab. Die müssen nicht aufgeklärt werden.“ Fragten tatsächlich sehr junge Kundinnen nach einer Notfallverhütung, müsse im Einzelfall entschieden werden, ob die Beratung in der Apotheke erfolgt, oder der Gang zum Arzt oder zu einer Beratungsstelle zu empfehlen ist. „Diese Beratungen stehen ihnen doch auch weiterhin offen“, betont Kiefer. „Für uns ist in dieser Situation erst einmal am wichtigsten, dass die Frauen schnell das gewünschte Präparat bekommen und über seine Wirkungen und eventuellen Nebenwirkungen aufgeklärt werden.“

Für den Fall, dass Vergewaltigungsopfer in der Apotheke Notfallkontrazeptiva nachfragen, soll es einen Beratungsleitfaden für diese Situationen geben. „Es wird sicher so aussehen, dass wir die Betroffenen zunächst schnell mit dem Notfall-Verhütungsmittel ausstatten, und sie dann an die Stellen verweisen, die weiterhelfen können.“ Dabei orientiere man sich auch an internationalen Erfahrungen – denn in den meisten europäischen Ländern gibt es die „Pille danach“ schon längst ohne Rezept.

Hier kommen Sie zum gesamten Interview mit Dr. Andreas Kiefer auf Sueddeutsche.de.


Kirsten Sucker-Sket


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