Neujahrsempfang der AK Nordrhein

Laumann: Stellenwert der Apothekerberatung steigt

Düsseldorf - 14.01.2015, 11:17 Uhr


Karl-Josef Laumann, Patientenbeauftragter der Bundesregierung und Bevollmächtigter für Pflege, hat sich beim Neujahrsempfang der Apothekerkammer Nordrhein gegen die Ökonomisierung des Gesundheitsbereichs ausgesprochen. Zugleich betonte er, dass es eine der größten Herausforderungen sei, Strukturen zu schaffen, die künftig eine qualifizierte medizinische Versorgung Hochbetagter und Pflegebedürftiger gewährleisten. Eine wichtige Rolle spiele hierbei der Medikationsplan.

Nach Angaben der AKNR folgten mehr als 250 Apotheker und Repräsentanten des nordrheinischen Gesundheitssystems Anfang der Woche der Einladung der Kammer zum traditionellen Neujahrsempfang in Düsseldorf. So auch Laumann. Wie die AKNR mitteilt, erklärte der Staatssekretär, der Gesundheitsmarkt sei zwar ein gewaltiger Wirtschaftsbereich. Dennoch sei ein Patient, insbesondere ein lebensbedrohlich erkrankter, kein rationaler Marktteilnehmer, sondern ein hilfsbedürftiger Mensch.  

Und so sieht es Laumann als große Herausforderung, Strukturen für die qualifizierte medizinische Versorgung Hochbetagter und Pflegebedürftiger zu schaffen. Eine wichtige Rolle spiele dabei die Arzneimittelsicherheit. Welche Medikamente in welcher Dosierung ein Patient einnimmt, solle daher zukünftig auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden. Tatsächlich ist der Medikationsplan mittlerweile zum Top-Projekt der eHealth-Gesetzgebung von Gesundheitsminister Hermann Gröhe avanciert. Dem Apotheker, so Laumann weiter, biete dies die Möglichkeit einer ganzheitlichen Beratung. „Die kompetente und ausführliche Beratung des Apothekers wird in einer immer älter werdenden Gesellschaft einen immer höheren Stellenwert einnehmen“, so der Patientenbeauftragte.

Kammerpräsident Lutz Engelen, verwies zum Thema Arzneimittelsicherheit auf eine durch die Landesregierung ausgezeichnete Studie der AKNR, die sich mit der Verbesserung der Arzneimittelversorgungsqualität in Altenheimen beschäftigt. Diese habe gezeigt, dass eine unzureichende Therapiebeobachtung und Risikokommunikation sowie eine isoliert leitliniengerechte Therapie einzelner Krankheitsbilder allein in NRW jährlich in rund 140.000 Fällen zu arzneimittelbezogenen Krankheiten führen, etwa Verwirrtheit, Inkontinenz und Magenbluten. Engelen betonte: „66 Prozent dieser arzneimittelbezogenen Probleme sind vermeidbar.“

Die Studie zeige zudem, dass durch wesentliche Schritte, wie etwa die Fortbildung und Begleitung des Pflegepersonals durch speziell qualifizierte Apotheker, in 100 von 179 Fällen die arzneimittelbedingten Erkrankungen geheilt oder der Gesundheitszustand der Betroffenen deutlich verbessert werden konnte.

Laumann machte ferner deutlich, dass die Präsenzapotheke in Deutschland auch weiterhin nicht zur Disposition stehe und die Bundesregierung keine Revolution im Gesundheitswesen plane. „Die bestehenden Strukturen im Gesundheitssystem sind so in Ordnung und sollen so erhalten bleiben“, sagte Laumann. Nur ein freiberuflicher und unabhängiger Apotheker könne einen hilfsbedürftigen Patient objektiv und nach bestem Wissen und Gewissen beraten.


DAZ.online/AKNR


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