Arzneimittelversorgung in Russland

Genug auf Lager?

Remagen - 13.01.2015, 13:20 Uhr


Medienberichten zufolge soll der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew das Gesundheitsministerium angewiesen haben, dafür zu sorgen, dass für die Arzneiversorgung der Bürger ausreichende Bestände vorgehalten werden. Der Verfall des Rubels wirkt sich unmittelbar auf die Preise der meisten Medikamente in Russland aus. Nun ziehen die ausländischen Lieferanten nicht mehr mit.

Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens DSM Group, kommen mit Stand September letzten Jahres rund 75 Prozent aller Arzneimittel auf dem russischen Markt aus dem Ausland. Der Rubel ist im vergangenen Jahr gegenüber dem Dollar um 40 Prozent gefallen, getrieben durch die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, die westlichen Sanktionen wegen der Ukraine-Krise und den stark gesunkenen Ölpreis.

Nach einem Bericht in der Wirtschaftszeitung „Vedomosti“ von Oktober 2014 sahen einige ausländische Hersteller sich deshalb gezwungen, die Produktion von lebenswichtigen Medikamenten für Russland zurückzufahren, auch als Reaktion auf die rigide Preispolitik des Landes, die ihnen keine Möglichkeiten gibt, den Währungsverfall durch Anhebung der Preise zu kompensieren.

Die russische Gesundheitsministerin Veronika Skvortsova soll Medwedew versichert haben, dass alle Regionen des Landes derzeit über Lagerbestände an essenziellen Medikamenten verfügen. 71 würden ihre Reserven mobilisieren, die dann für viereinhalb Monate reichen sollen. Dabei geht es um die 608 Präparate auf der Liste für lebenswichtige, unverzichtbare Arzneimittel, deren Preise von der Regierung reguliert werden.

Bekanntermaßen versucht die russische Regierung seit einiger Zeit, den Anteil der Inlandsprodukte auf heimischen Pharmamarkt zu erhöhen. Bis 2016 will das Gesundheitsministerium die Herstellung für zwölf Medikamente aufgebaut haben, die derzeit nur von ausländischen Firmen geliefert werden, heißt es in einer Erklärung auf der Internetseite der Regierung vom 4. Januar 2015, auf die The Moscow Times sich beruft. Skvortsova habe außerdem angekündigt, dass das Ministerium in diesem Jahr zehn Krebsmedikamente aus heimischer Produktion bereitstellen wolle, um nicht mehr auf die ausländischen Marken angewiesen zu sein. 


Dr. Helga Blasius


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