Treuhand Hannover

Streuung statt Durchschnitt betrachten

Hamburg - 27.11.2014, 08:53 Uhr


Wie lässt sich die wirtschaftliche Situation der Apotheken angesichts der immer größeren Abweichungen vom Durchschnitt sinnvoll darstellen? Dr. Frank Diener, Generalbevollmächtigter der Treuhand Hannover, präsentierte dazu Daten über die Streuung der Betriebsergebnisse. Außerdem stellte er bei der Mitgliederversammlung des Hamburger Apothekervereins am Dienstag die wirtschaftliche Entwicklung der Apotheken in Hamburg vor.

Während der Durchschnittsumsatz in Hamburg etwa auf dem Bundesniveau liegt, legten die Hamburger Apotheken im ersten Halbjahr 2014 im Durchschnitt mehr zu als die deutschen Apotheken insgesamt. Die Umsätze seien im ersten Halbjahr 2014 bundesweit um 3,3 Prozent gestiegen, in Hamburg sogar um 4,3 Prozent. Auch das Betriebsergebnis sei in Hamburg stärker gewachsen, aber es erreiche nur 6,2 Prozent vom Umsatz, im Bundesdurchschnitt hingegen 6,8 Prozent vom Umsatz. Dabei setzen Hamburger Apotheken mehr Packungen um. „Für dasselbe Ergebnis müssen Sie in Hamburg mehr rennen“, erklärte Diener den Mitgliedern des Hamburger Apothekervereins.

Für 2014 erwartet Diener bundesweit, dass die Betriebsergebnisse der Apotheken durchschnittlich um 3,8 Prozent steigen, aber nur bei zwei Dritteln würden sie überhaupt zunehmen. Da Durchschnittswerte die immer größeren Unterschiede zwischen den Apotheken nicht abbilden, betrachtete Diener die prozentualen Anteile der Apotheken mit Betriebsergebnissen unter 4 Prozent bzw. über 8 Prozent des Umsatzes. Während erstere bei negativen Entwicklungen in ihrer Existenz gefährdet wären, seien letztere wirtschaftlich recht stabil. Bundesweit hätten 22 Prozent der Apotheken Betriebsergebnisse unter 4 Prozent und 32 Prozent der Apotheken über 8 Prozent vom Umsatz. In Hamburg seien jeweils 27 Prozent gefährdet bzw. gut aufgestellt.

Bundesweit zeigt dieses Streuungsmaß deutliche Unterschiede zwischen Einzelapotheken und Filialen. Demnach wären 16 Prozent der Einzelapotheken gefährdet und 37 Prozent stabil, aber 44 Prozent der Filialen gefährdet und 18 Prozent stabil. Ein auffälliges Ergebnis bieten Apotheken in Dörfern unter 2000 Einwohnern. Dort hätten nur 10 Prozent ein Betriebsergebnis unter 4 Prozent vom Umsatz, aber 47 Prozent über 8 Prozent vom Umsatz, so Diener. Allerdings setzen Dorfapotheken im Durchschnitt weniger Packungen um und bei sehr kleinen Apotheken kann auch ein prozentual gutes Betriebsergebnis in absoluten Zahlen so mager sein, dass der Betrieb langfristig nicht stabil ist.

Einen wichtigen Ratschlag hatte Diener für Apotheker in Regionen mit ausgewiesener ärztlicher Überversorgung - wie in Hamburg. Diese sollten sich angesichts des geplanten GKV-VSG intensiv mit dem ärztlichen Niederlassungsrecht beschäftigen, um mit Ärzten in ihrer Nachbarschaft über dieses „Riesenthema“ sprechen zu können und die Schließung von Arztpraxen zu verhindern. Die Einstellung eines Weiterbildungsassistenten ermögliche dem Arzt, seine Praxis auch in einem überversorgten Gebiet weiterzuverkaufen, riet Diener.


Dr. Thomas Müller-Bohn


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