Marketing in der Apotheke

Mit dem FC-St. Pauli zum Erfolg

Berlin - 26.11.2014, 10:33 Uhr


Normalerweise finden sich auf Apotheken-Homepages Sonderangebote von Arzneimitteln, Cremes oder Hilfsmitteln, dazu Fotos des freundlichen Teams. Das hat die Apotheke am Paulinenplatz im Hamburger Stadtteil Sankt Pauli auch zu bieten, aber noch Ungewöhnliches dazu: Fußballschuhe – schwarz mit drei weißen Streifen – komplettieren den Internetauftritt. Hinter den Stollenschuhen verbirgt sich ein guter Teil des wirtschaftlichen Erfolges. Apotheker Egbert Waschulewski, Fußball-Fan des FC St. Pauli, hat aus seinem Hobby ein erfolgreiches Marketingkonzept geschneidert.

Die Ärzte in der unmittelbaren Umgebung am Hamburger Paulinenplatz haben zwar aus Altersgründen ihre Praxen aufgebeben. Doch Waschulewskis Apotheke hat keine Kunden verloren. Im Gegenteil: Seitdem Waschulewski regelmäßig sein persönliches Fußballtagebuch als „unmaßgebliche Meinung“  auf der Apotheken-Homepage veröffentlich, hat er sich in die Herzen der St. Pauli-Fans geschrieben. Und nicht nur das: Mitglieder des FC St. Pauli erhalten in der Apotheke am Paulinenplatz elf Prozent Rabatt auf OTC-Produkte – frei nach dem Fußballer-Motto „Elf Freunde müsst ihr sein.“ Außerdem liegen in der Apotheke Kalender mit den Spielterminen von St. Pauli aus.

Die Frage nach dem Marketingkalkül hinter seinem Hobby beantwortet Waschulewski auf seine ganz spezielle Art: „Das ist mein Leben. Ich möchte als Apotheker in diesem Hamburger Stadtteil verankert sein.“ Das hat Waschulewski offensichtlich geschafft. Mit 200 Kunden pro Tag gehört seine Apotheke zur oberen Umsatzklasse. Welchen betriebswirtschaftlichen Anteil seine St. Pauli-Fanarbeit zum Erfolg der Apotheke beiträgt, kann Waschulewski nicht exakt berechnen. Er ist sich aber sicher: „Das hat mir meine Kunden erhalten und neue angelockt.“

Regelmäßig annonciert der Apotheker seit 2009 in der St. Pauli Fan-Zeitschrift. Seine ausgefallenen Anzeigen fallen auf und gehören zu den Highlights der Ausgaben. Mittlerweile ist die Auflage von 7000 auf 23.000 Exemplare gestiegen.

Auf seine Idee gekommen ist Waschulewski übrigens beim DAZ-Seminar auf Mallorca, als er mit dem Inhaber einer Werbeagentur über seine Fußballleidenschaft plauderte. Das sei der ideale Ansatz für lokales Marketing, riet ihm der Experte. Inzwischen hat es Waschulewski mit seinem Fan-Marketing bis ins renommierte „Handelsblatt“ geschafft: Unter der Überschrift „Fußballträume in der Apotheke“ stellte Raphael Brinkert, Mitinhaber der Agentur Jung von Matt/Sports, die Apotheke am Paulinenplatz als Beispiel für erfolgreiche Kundenbindung vor: „Die Apotheke nutzt die lokale Leidenschaft für den Verein, um Besuchsgründe zu schaffen, die nicht an den Kauf von Aspirin Co. geknüpft sind. Dabei wird die Fußball-Leidenschaft als Vehikel zur Umsatzsteigerung genutzt“, so der Werbefachmann.


Lothar Klein


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