Delegiertenversammlung in Bayern

Schmidt: Pharmaziestudium reformieren!

München - 19.11.2014, 13:15 Uhr


Friedemann Schmidt ist auf Tour: Bei Kammerversammlungen landauf, landab erläutert er das Perspektivpapier und seine Auswirkungen auf die Apotheke und die Arbeit der Standesvertretung. Gestern sprach er vor der Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer in München – und las den pharmazeutischen Hochschullehrern die Leviten.

Sieben Handlungsfelder hat die ABDA definiert, die die Umsetzung des Perspektivpapiers strukturieren und die Arbeit der Standesvertretung bestimmen sollen: Neue und verbesserte Leistungen der Apotheke, das heilberufliche Netzwerk, Pharmakovigilanz, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Qualifikation, flächendeckende Versorgung sowie die Sicherung des Freien Berufs. Den größten internen Diskussionsbedarf sieht Schmidt dabei auf dem Feld der Qualifikation und hier insbesondere bei Struktur und Inhalt des Pharmaziestudiums. „Ein ‚Weiter so‘ darf und wird es hier nicht geben“, machte Schmidt klar. Die Ausbildung der Apotheker müsse viel stärkeren Bezug auf die öffentliche Apotheke und die Versorgung der Patienten nehmen, sagte Schmidt unter dem Beifall der Delegierten.

Schmidt ging auch auf die Widerstände ein, die ihm von Teilen der pharmazeutischen Hochschullehrer entgegengebracht werden. „Wenn die Position von Professor Weitschies die der Pharmazie-Professoren ist, dann sehe ich große Probleme auf den Berufsstand zukommen“, sprach Schmidt eine Diskussion beim Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern eine Woche zuvor an. Er schätze die Freiheit von Forschung und Lehre sehr, doch den Hochschullehrern müsse klar sein, dass die Pharmazie zwar eine Wissenschaft sei, dass diese aber nur existiere, weil es Apotheker gibt, die Patienten versorgen.

Die Debatte in Klink an der Müritz habe seinen Kampfgeist herausgefordert, sagte Schmidt: „Ich werde alles dafür tun, die Universitätsausbildung zu reformieren.“ Es könne auch keine Lösung sein, alle neuen Ausbildungsinhalte in den dritten Ausbildungsabschnitt unterbringen zu wollen, wie es aus Kreisen der Professorenschaft immer wieder vorgeschlagen werde.

Widerspruch auch in München

Wie groß die Widerstände gegen Schmidts Pläne in den Hochschulen werden könnten, machte die Antwort von Professor Franz Bracher von der LMU München klar. Er könne Schmidts Äußerungen nicht unwidersprochen stehen lassen, sagte er. Viele Apotheker wüssten doch überhaupt nicht, wie das heutige Pharmaziestudium aussehe, sie sprächen eigentlich über ihr eigenes Studium – das sei aber 30 oder 40 Jahre her. Der pharmazeutische Chemiker wollte auch die Apotheker nicht aus der Verantwortung entlassen: Der praktikumsbegleitende Unterricht mache nur einen sehr kleinen Teil des praktischen Jahres aus – man müsse das Praktikum in der Apotheke endlich zu einer echten, strukturierten Ausbildung machen „und nicht zu einer ‚Tätigkeit‘“.

Fort- und Weiterbildung

Da Schmidt für eine Änderung der Approbationsordnung einen Zeitrahmen von zehn Jahren für realistisch hält, will er gleichzeitig einen Schwerpunkt auf die Fort- und Weiterbildung legen. Er prognostizierte eine Debatte über die Einführung der Fortbildungspflicht. Einzelne Apothekerkammern hätten bereits Pläne, die heute schon in vorgeschriebene Pflicht zur Fortbildung durch eine Verpflichtung, diese auch nachzuweisen, zu ergänzen. Er wünsche sich auch, dass die Weiterbildungsangebote stärker genutzt werden als bisher. Eine Weiterbildungspflicht, wie sie bei den Ärzten besteht, werde es bei den Apothekern aber wohl nicht geben. Es fehle schlicht die rechtliche Grundlage, eine Weiterbildung beispielsweise zur Voraussetzung für die Betriebserlaubnis zu machen.


Dr. Benjamin Wessinger


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