Nach Viehbacher-Rauswurf

Sanofi-Chefaufseher will Wogen glätten

Frankfurt - 31.10.2014, 09:52 Uhr


Der Sanofi-Verwaltungsratspräsident und Übergangs-Vorstandschef Serge Weinberg versucht, die Aufregung nach der Entlassung von Christopher Viehbacher herunterzuspielen. „Man kann immer der Versuchung unterliegen, an die eigene Unersetzlichkeit zu glauben, doch ein Konzern mit 110.000 Beschäftigten in mehr als 100 Ländern ist keine Ein-Mann-Show“, sagte Weinberg der „FAZ“.

Weinberg hatte auf den Abgang von Unternehmenschef Viehbacher gedrängt, persönliche Abneigungen hätten dabei aber keine Rolle gespielt. „Sonst hätten die fünfzehn Verwaltungsratsmitglieder, darunter die Deutschen Klaus Pohle und Uwe Bicker, doch nie zugestimmt.“ Viehbacher habe den Konzern zunehmend eigenmächtig geführt. So erfuhr der Verwaltungsrat von Viehbachers Plan, im großen Stil ältere Medikamente zu verkaufen, erst aus der Presse. Weinberg sei dagegen gewesen, weil diese Medikamente noch für geraume Zeit einen erheblichen Mittelzufluss (Cashflow) sicherten.

Wichtigen Partnern wie dem Biotechunternehmen Regeneron habe er telefonisch versichert, dass Sanofi seine internationale Strategie fortsetze, sagte Weinberg. Auf die Entlassung Viehbachers habe es keinerlei politischen Druck gegeben, betonte Weinberg. Die deutschen Mitarbeiter versuchte Weinberg zu beruhigen. „Wir bleiben voll engagiert in der Diabetes-Bekämpfung und müssen unsere Kapazitäten in Deutschland ausbauen.“ Sanofi werde „seine Wurzeln nicht vergessen“, betonte Weinberg, „diese sind französisch und deutsch“.

Mehr als 80 Prozent des Sanofi-Umsatzes mit Diabetes-Produkten kommen aus Frankfurt. Der Standort Frankfurt hat 6900 Mitarbeiter, davon rund 4800 in der Produktion, 1100 in Forschung und Entwicklung. Von den 4800 Produktionsmitarbeitern arbeiten 3000 an Diabetes-Produkten. In Berlin arbeiten 1100 Mitarbeiter in Vertrieb und Marketing.

Auch Deutschland-Chef Martin Siewert bemühte sich am Donnerstag, Sorgen über die Zukunft des Standorts zu zerstreuen. Siewert rechnet mit weiter steigenden Produktionsmengen bei den Diabetes-Produkten aus Höchst – selbst nach dem Patentauslauf des wichtigen Produkts Lantus im kommenden Jahr. Im dritten Quartal hatten die Diabetes-Produkte ein erheblich schwächeres Wachstum gezeigt als sonst. Das liege aber nicht an den Absatzmengen, sondern an den Preisen, vor allem in den Vereinigten Staaten.


dpa-AFX