Kommentar

Ebola ante portas!

Stuttgart - 10.10.2014, 09:58 Uhr


Ebola kommt näher. Eine Krankenschwester, die sich in einem Krankenhaus in Madrid bei der Pflege zweier an Ebola erkrankter Missionare aus Afrika infiziert hat – ein junger Afrikaner, der nach dem Ebola-Tod seiner Familie nach Europa geflüchtet ist und im Zuge einer Fahndung in Salzburg aufgegriffen wurde – ein in die USA eingereister infizierter Liberianer, der erst in den USA erkrankte und der trotz Symptomen wieder nach Hause geschickt wurde – alle diese Fälle lassen erahnen, was in den nächsten Wochen und Monaten auf uns auch in Deutschland zukommen kann.

Flüchtlinge aus Westafrika wie der jetzt in Österreich aufgegriffene Jugendliche werden auch nach Deutschland kommen – wenn sie nicht schon da sind. Dass man hier in den Flüchtlingsheimen potenziell Infizierte rechtzeitig erkennen wird, muss stark bezweifelt werden. Denn die Schlagzeilen zu den Zuständen in unseren Unterkünften mit Übergriffen von privatem Wachpersonal haben uns auch vor Augen geführt, wie katastrophal die medizinische Versorgung dort ist. So war in der ARD-Talkshow von Günther Jauch am 5. Oktober zu erfahren, dass in einem Heim nur ein Arzt nur einmal pro Woche nur wenige Stunden für die medizinische Versorgung von 800 Flüchtlingen zur Verfügung steht. Menschen mit Fieber und Durchfall sind dort sicher an der Tagesordnung, ein Ebola-Infizierter wird unter solchen Bedingungen kaum rechtzeitig erkannt und isoliert werden können.

Wird eine Ebola-Infektion erkannt, müssen Kontaktpersonen ausfindig gemacht und unter Quarantäne gestellt werden. Denn eindeutig zu diagnostizieren ist Ebola frühestens 48 Stunden nach Symptombeginn, und bis Fieber, Durchfall und Erbrechen auftreten, kann es bis zu 21 Tage dauern. Wird eine Kontaktperson, die noch keine Symptome aufweist, negativ getestet, gaukelt das eine falsche Sicherheit vor. Nach derzeitigem Kenntnisstand ist eine Infektion erst dann wirklich auszuschließen, wenn die Kontaktperson auch nach drei Wochen keine Symptome zeigt.

Die Aussicht allerdings, drei Wochen abgeschnitten von der Außenwelt zu sein, wird auch hier nicht die Bereitschaft steigern, sich nach Kontakt mit einem Infizierten zu melden. Genauso wenig werden alle Reisenden aus Westafrika, die mit Ebola-Kranken in Berührung gekommen sind und zum Beispiel im Erkrankungsfall hier in Europa auf eine bessere medizinische Versorgung hoffen, entsprechende Fragen ehrlich beantworten. Im besten Fall erkranken sie nicht, im schlechtesten erkranken sie, die ersten Symptome werden wie in den USA nicht ernst genommen und die Betroffenen können viele weitere anstecken.

Doch selbst wenn hier alle Vorsichtsmaßnahmen greifen würden und Erkrankte rechtzeitig erkannt und auf Isolierstationen behandelt werden würden, sind Ansteckungen nicht völlig auszuschließen. Das zeigt der Fall der spanischen Krankenschwester, die sich trotz Sicherheitsmaßnahmen in einer Madrider Klinik infizieren konnte.

Es gibt also keinen 100-prozentigen Schutz vor Ebola, auch in Europa und Deutschland nicht. Wirklich erfolgreich wird sich das Virus jetzt nur noch durch hoch wirksame Medikamente und Impfungen bekämpfen lassen. Bis diese zur Verfügung stehen, bleibt nur Schadensbegrenzung und die Hoffnung, dass sich Ebola nicht in anderen dicht besiedelten und noch schwerer zu kontrollierenden Regionen wie Indien explosionsartig ausbreiten wird.


Dr. Doris Uhl


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