Streit um Rezeptur

TK retaxiert und zieht zurück

Berlin - 08.10.2014, 09:00 Uhr


Bundesweit hat die Techniker Krankenkasse (TK), Deutschlands größte Krankenkasse, seit Anfang Oktober zahlreiche Apotheken für die Herstellung von Rezepturen zunächst retaxiert. Nach Intervention des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) zog die TK die Retaxationen aber wieder zurück. Jetzt verhandeln DAV und TK wieder über das Problem.

Der Kern des Streits dreht sich um Rezepturen mit einem Nicht-Arzneimittel (Kosmetikum nach EG-Verordnung) als Grundlage zur Herstellung von Salben oder Cremes. Auf DAZ.online-Nachfrage wollte sich die TK nicht dazu äußern, warum seit Anfang Oktober solche Rezepturen retaxiert wurden und wie viele Apotheken davon betroffen sind. Inzwischen sollen die ausgesprochenen Retaxationen wieder zurückgezogen worden sein.

Nach Ansicht der TK halten die Apotheken die in der Apothekenbetriebsordnung enthaltenen Vorschriften zur Prüfung und Verarbeitung solcher Rezepturen nicht ein. Der DAV vertritt hingegen die Auffassung, dass der vdek-Arzneiversorgungsvertrag keine Prüfpflicht für Apotheken bei der Herstellung von Rezepturen mit Nicht-Arzneimitteln vorsieht, da es an einer entsprechenden Regelung fehlt. In Gesprächen soll nun im November eine Lösung für die Meinungsverschiedenheiten gesucht werden. Bis zur Klärung sollten eigentlich keine Retaxationen stattfinden. 

Als erste Reaktion auf die bekannt gewordenen Retaxationen hat der Vorsitzende des Hamburger Apothekervereins, Dr. Jörn Graue, in einem Schreiben an den stellvertretenden TK-Vorstandsvorsitzenden Thomas Ballast die Kassen aufgefordert, Retaxationen zu unterlassen: „Nachdem uns seitens einer ganzen Anzahl von Mitgliedsapotheken Retaxationen lhres Hauses bekannt geworden sind, die auf keiner vertraglichen Grundlage erfolgen, wende ich mich heute an Sie als das für den ambulanten Bereich zuständige Vorstandsmitglied. Ohne im Einzelnen auf diese Vorgänge eingehen zu wollen, möchte ich Sie bitten, dieser völlig unverständlichen Praxis lhrer Kasse Einhalt zu bieten, um die Versorgung lhrer Mitglieder nicht zu gefährden.“

Er bedaure das „Handeln lhres Hauses umso mehr, als dadurch die traditionell sehr guten Beziehungen – ich verweise in diesem Zusammenhang explizit auf unsere exzellente Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Vergehen im Gesundheitswesen – erheblich beeinträchtigt sind“, so Graue und weiter: „Für eine umgehende Stellungnahme zu dieser unerfreulichen Thematik wäre ich ihnen sehr dankbar.“


Lothar Klein


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