Kampf gegen Ebola

FDA erlaubt Notfalltherapie mit Brincidofovir

Stuttgart - 08.10.2014, 15:58 Uhr


Für die Behandlung von Ebola gibt es bislang kein regulär zugelassenes Arzneimittel. Neben dem Antikörperpräparat ZMapp wird auch der Einsatz von Virustatika diskutiert.Die FDA hat nun die Genehmigung erteilt, dass das azyklische Nucleosidanalogon Brincidofovir im Notfall zur Behandlung von Ebola-Infizierten eingesetzt werden darf.

Brincidofovir (CMX001) ist ein Prodrug von Cidofovir (Vistide®), das bei uns wie auch das Nucleosidanalogen Ganciclovir (Cymeven®) zur Behandlung von Cytomegalievirus-Infektionen zugelassen ist. Beide Nucleosidanaloga hemmen nach Phosphorylierung in den Zellen die virale DNA-Polymerase und damit die Virusreplikation. Da Cidofovir nicht durch virale, sondern körpereigene Proteinkinasen phosphoryliert und damit aktiviert wird, ist es wesentlich toxischer als Nucleosidanaloga, die wie Ganciclovir nur durch virale Kinasen aktiviert werden. Besonders gefürchtet ist seine Nephrotoxizität.

Brincidofovir ist ein Lipidkonjugat von Cidofovir, das erst in der Zelle in Cidofovir umgewandelt wird und mit dem sich mit geringeren Substanzmengen deutlich höhere intrazelluläre Konzentrationen erzielen lassen als mit Cidofovir. Zudem wird Brincidofovir in ausreichender Menge resorbiert, so dass im Gegensatz zu dem nur parenteral zu applizierenden Cidofovir auch eine orale Gabe möglich ist.

2013 wurde im New England Journal of Medicine eine Dosisfindungsstudie mit Brincidofovir veröffentlicht. Sie war an Patienten durchgeführt worden, die nach einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation vor einer CMV-Infektion geschützt werden sollten. 100 mg Brincidofovir, zweimal wöchentlich gegeben, reduzierte dabei signifikant das CMV-Risiko. Als dosislimitierende Nebenwirkung wurde eine Diarrhö beschrieben. Sie trat bei einer Dosierung von zweimal wöchentlich 200 mg auf. Nephro- und Myelotoxizität wurden nicht beobachtet.

Wie Brincidofovir die Replikation von Ebola-Viren hemmen soll, ist unklar, da Ebola-Viren zu den Filoviren und damit zu RNA-Viren zählen, die zu ihrer Vermehrung keine DNA-Polymerase benötigen. Der Brincidofovir-Hersteller Chimarix verweist auf Versuche mit Zellkulturen, in denen die Replikation der Ebola-Viren erfolgreich gestoppt werden konnte.


Dr. Doris Uhl