Apotheker lehnt Deal ab

Zyto-Betrugs-Prozess neu aufgerollt

Berlin - 07.10.2014, 09:35 Uhr


Vor dem Landgericht Koblenz wird derzeit ein Betrugsprozess gegen einen Apotheker, der in Deutschland nicht zugelassene Zytostatika abgab, neu aufgerollt: Weil der 74-Jährige einen Deal ausgeschlagen hatte, startet der Prozess nun erneut. Den Vorwurf, er habe die betroffenen Krankenkassen geschädigt, indem er Klinikware als direkt an Patienten abgegebene Zytostatika abgerechnet habe, weist er zurück.

Die Medikamente waren nicht für Deutschland, sondern für andere Länder wie Ägypten oder Bangladesch zugelassen. Mit der Abgabe an deutsche Patienten wollte er in den Jahren von 2005 bis 2009 seine Kosten senken und seinen Gewinn erhöhen, wirft die Staatsanwaltschaft dem Apotheker vor. Damit sei er zum Betrüger geworden und habe einen Schaden von insgesamt gut 150.000 Euro angerichtet.

Er habe einerseits den Pharmakonzern Eli Lilly geschädigt, indem er beim Gemzar-Kauf vortäuschte, die fertigen Infusionen an Kliniken zu liefern. Andererseits habe er mehrere Krankenkassen, darunter die AOK, die Barmer GEK und die IKK Südwest, geschädigt, als er die Medikamente als zur direkten Abgabe an Patienten abrechnete – obwohl es Klinikware für Krankenhäuser war. Verhandelt wird nun über den gewerbsmäßigen Betrug in 253 Fällen.

Er habe nicht gewusst, dass die Krebsmedikamente nicht zugelassen waren, erklärte der Angeklagte laut der Rhein-Zeitung am ersten Prozesstag. Als er dies aus der Zeitung erfahren habe, habe er sie nicht mehr weitergegeben. Er wolle nicht nur Geld verdienen, sondern müsse stets ein gutes Gewissen haben. Seine Medikamente seien immer von guter Qualität gewesen. Den Vorwurf, mit seinem Vorgehen die Krankenkassen geschädigt zu haben, weist der Apotheker nach wie vor zurück.

Im Juli hatte das Gericht dem Apotheker dem Bericht zufolge bereits eine Einigung vorgeschlagen: Gegen ein volles Geständnis und die Zahlung von 120.000 Euro hätte der Prozess beendet werden können. Doch der Apotheker lehnte den Deal ab. Das Gericht brach den Prozess daraufhin ab, so die Rhein-Zeitung, und begann ihn nun erneut. Mehrere Zeugen sollen im Laufe der Verhandlung vernommen werden. Der Betrugsprozess soll in zwei Wochen fortgesetzt werden.


DAZ.online