Volksabstimmung

Schweizer stimmen über Abschaffung privater Krankenkassen ab

Basel - 26.09.2014, 10:15 Uhr


Das Gesundheitssystem in der Schweiz steht möglicherweise vor einer der radikalsten Reformen seiner Geschichte: Am Sonntag entscheiden die Bürger in einer Volksabstimmung, ob die 61 privaten Krankenkassen des Landes abgeschafft und durch eine Einheitskasse ersetzt werden. Befürworter der Initiative argumentieren, dass damit das System für die Patienten vereinfacht, die Krankenkassenprämien gesenkt und Kosten reduziert würden.

Unterstützer des Volksbegehrens sind die Sozialdemokratische Partei (SP), Grüne, Gewerkschaften, Patienten- und Verbraucherorganisationen sowie Berufsverbände des Gesundheitswesens. „Mit der öffentlichen Krankenkasse stoppen wir die Prämienexplosion und bekommen die Kosten in den Griff“, sagt etwa Jacqueline Fehr, SP-Nationalrätin für den Kanton Zürich.

Wirtschaftsverbände, Krankenkassen, aber auch der Bundesrat und das Parlament lehnen die Initiative dagegen ab. „Das bisherige Krankenkassen-System hat sich bewährt. Es garantiert den Menschen eine gute medizinische Versorgung“, sagt Bundesrätin Doris Leuthard von der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP).

Zudem argumentieren die Gegner, dass gerade der Wettbewerb der Kassen untereinander die Versicherungen ansporne, besser als die jeweils andere zu sein. Das wirke sich zum Vorteil für die Versicherten aus. Auch dem Argument, die Verwaltungskosten einer Einheitskasse seien niedriger, wollen die Gegner nicht folgen. Sie verweisen darauf, dass der Verwaltungsaufwand schon jetzt nur fünf Prozent betrage.

Wie die Abstimmung ausgehen wird, ist offen. Nach einer Umfrage der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) vom August lehnten 51 Prozent der Schweizer die Einführung ab, 40 Prozent befürworteten sie, und neun Prozent waren noch unentschieden.

Am Donnerstag wurde jedoch bekannt, dass die Versicherungsprämien im kommenden Jahr um durchschnittlich vier Prozent angehoben werden, deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Inwieweit sich das noch auf die Abstimmung auswirken wird, ist unklar, da viele Schweizer ihr Votum bereits per Briefwahl abgegeben haben.


dpa