Nutzenbewertung neuer Arzneimittel

Kohlpharma: Importe sparen mehr

Berlin - 25.09.2014, 18:32 Uhr


Der diese Woche vorgestellte Arzneiverordnungs-Report sieht bei patentgeschützten Arzneimittel nach wie vor ein Einsparpotenzial von 2 Milliarden Euro. Diese Summe hatte auch der Gesetzgeber vor Augen, als er die frühe Nutzenbewertung und die anschließenden Erstattungsbetragsverhandlungen einführte. Bislang ist allerdings erst ein Bruchteil dieses Potenzials gehoben. Anlass für kohlpharma, die derzeit immer wieder in der Kritik stehenden Import-Arzneimittel als wirksame Sparmaßnahme zu preisen – und der Forderung der Apothekerschaft, die Importquote abzuschaffen, erneut zu widersprechen.

Auch wenn in diesem Jahr der AVR-Vergleich mit Frankreich zugunsten Deutschlands ausfiel: Nach wie vor sei Deutschland bei patentgeschützten Arzneimitteln eines der höherpreisigen Länder, erklärte letzten Dienstag AVR-Herausgeber Prof. Dr. Ulrich Schwabe. „Genau dort setzen Arzneimittelimporte an, die auf Basis der für die Krankenkassen maßgeblichen Erstattungspreise günstiger als die patentgeschützten Bezugsarzneimittel sind“, heißt es nun bei kohlpharma.

Auf Basis von Zahlen von Insight Health für die Monate Januar bis August 2014 würden im Jahr 2014 hochgerechnet etwa 37 Millionen Import-Packungen in Deutschland abgegeben, so der Arzneimittelimporteur. Diese führten zu direkten Einsparungen in Höhe von rund 300 Millionen Euro für die gesetzlichen Krankenkassen. „Die direkten Einsparungen durch Importe sind damit etwa doppelt so groß wie die Einsparungen aus der frühen Nutzenbewertung für 2013“, so Jörg Geller, Geschäftsführer von kohlpharma.

Noch wichtiger als die direkten Einsparungen seien aber die indirekten Ersparnisse durch den preisdämpfenden Wettbewerbseffekt des Imports. Schon bei Markteintritt seien die Hersteller eines neuen Arzneimittels bemüht, die Preisspreizung in Europa nicht zu groß werden zu lassen, um die Konkurrenz durch die Importeure zu erschweren. Schätzungen zufolge führe der Wettbewerbsdruck ab Markteintritt zu Minderausgaben von etwa 3 Milliarden Euro im Jahr, so kohlpharma.

Die Kritik der ABDA-Spitze, die Importquote führe nur zu geringen Einsparungen und sei ohnehin nicht mehr zeitgemäß, ist daher für das Merziger Unternehmen „schwer verständlich“. „Die Importförderung ist angesichts der finanziellen Herausforderungen der gesetzlichen Krankenkassen und der Leistungserbringer auch in Zukunft aktueller denn je“, so Geller. Wenn man die gesamten direkten Einsparungen durch Importe durch die Anzahl deutscher Apotheken teile, ergebe sich eine Ersparnis von circa 14.500 Euro, die eine Apotheke im Durchschnitt mit Importen für die Solidargemeinschaft realisiere. Ein Drittel dieses Betrages fließe etwa durch die Notdienstpauschale in die Apotheken zurück. „Ich verstehe sehr gut den Wunsch der Apotheker, für ihre Leistungen angemessen und unter Berücksichtigung von Teuerungsraten honoriert zu werden“, so Geller. „Allerdings geht das nur, wenn den Kassen die dafür notwendigen Mittel auch zur Verfügung stehen.“


Kirsten Sucker-Sket


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