Lieferengpässe

Defekte halten an, Schwerpunkte verschieben sich

Berlin - 15.09.2014, 16:59 Uhr


Der Umgang mit Arzneimittel-Lieferengpässen wird beim heute gestarteten ressortübergreifenen Pharma-Dialog eine Rolle spielen. Ebenso beim übermorgen in München beginnenden Deutschen Apothekertag. In den Apotheken ist die Nichtlieferbarkeit einzelner Medikamente nach wie vor Alltag. Das zeigt die aktuelle Auswertung von 150 Defektlisten, die der stellvertretende Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbands, Hans Rudolf Diefenbach, in den letzten Wochen gesammelt hat.

Diefenbach hatte zu Jahresbeginn schon einmal seine Kolleginnen und Kollegen aufgefordert, ihm mitzuteilen, welche Arzneimittel ihnen Lieferprobleme bereiten. Vor dem Deutschen Apothekertag wollte er nun feststellen, ob sich die Situation mittlerweile geändert hat. Seine Auswertung der Defektlisten, die die Zeit vom 1. Juli bis zum 15. Augst 2014 betreffen, zeigt: Pro Apotheke gab es nun noch durchschnittlich 31 Defekte. Im Februar waren es im Schnitt noch zehn mehr. Erfasst wurden diesmal allerdings ausschließlich Rx-Arzneimittel.

Die betroffenen Unternehmen sind laut Diefenbach nahezu identisch. Es handle sich insbesondere um Präparate von ABZ, Actavis, Aliud, Aristo, Axcount, ct-Arzneimittel, Dexcel, Heumann, Heunet, Hexal, Mylan dura, Novartis, Pfizer, Stadapharm und 1A Pharma.

Die Schwerpunkte bei den Arzneimitteln selbst haben sich allerdings verändert. Für die Vorbereitung auf den Apothekertag hat Diefenbach zehn relevante Arzneimittelgruppen ausgewählt. Wieder mit dabei sind Antibiotika: So gab es bei den 150 Apotheken 50 Defekte bei Cefixim – und zwar von praktisch allen Firmen. Da hier nur jeweils eine Packungsgröße erfasst wurde, geht Diefenbach davon aus, dass die echte Zahl noch wesentlich höher liegt. 19 Ausfälle zählte er außerdem bei Ciprofloxacin 250 und 500 von Ratiopharm. Ebenfalls, wenn auch seltener, betroffen waren die Wirkstoffe Erythromycin, Clarithromycin und Amoxicillin.

Weiterhin gab es bei den Corticoiden einige Ausfälle zu verzeichnen: Zwölf bei Mometason von Hexal, 28 bei Ratiopharm und 13 bei ABZ (bei letzteren beiden Anbietern beide Packungsgrößen zusammen). Auch der Protonenpumpenhemmer Pantoprazol (20 und 40 mg) fehlte immer wieder. Betroffen waren Präparate von Heumann, Aliud und Mylan Dura. Actavis war hier mit 72 Defekten „Spitzenreiter“. Ausfälle gab es überdies bei Simvastatin von ABZ und Stada.  

Auch Blutdrucksenker finden sich in Diefenbachs „Top 10“: 14 Mal fehlte Ramipril Isis 100 Stück, zwölf Mal Nifedipin von Aliud  (5 und 20). Defekte bei Valsartan in den Stärken 80 und 160 zählte der HAV-Vize neun Mal bei 1A, bei Mylan Dura waren es 24. Losartan von Aristo (Stärke 50) fehlte 18 Mal, Bisoprolol ct (Stärke 5) 24 Mal. Ferner vermissten einige Apotheken Antidiabetika (Glibenclamid von ABZ und Ratiopharm, Metformin von Axcount und Atid. Ebenso die Psychopharmaka Mirtazapin (Heumann) und Venlafaxin von neuraxpharm. Unter den Schlafmitteln wurden Defekte bei Zopiclon von Ratiopharm gemeldet. Bei den Antiemetika fehlten MCP-Tabletten von Hexal und Aliud.

Eine gewisse Entspannung war bei der Palette der Schilddrüsenhormone auszumachen. Hier zählte Diefenbach nur noch zwölf Defekte bei Carbimazol von Hexal, bei L-Thyrox d25 desselben Unternehmens waren es 21.


Kirsten Sucker-Sket


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