„Fragen Sie nicht nur Arzt und Apotheker“

Glaeske wirbt für Warentest-Handbuch

Berlin - 28.08.2014, 09:56 Uhr


Es gibt zahlreiche rezeptfrei erhältliche Arzneimittel – 1900 von ihnen hat die Stiftung Warentest in einem Handbuch bewertet. Auf die Beratung von Arzt und Apotheker allein sollte man sich beim Kauf allerdings nicht verlassen, wie ein Internetvideo auf der Seite der Tester deutlich macht. Darin unterhält sich Stiftungs-Alleinvorstand Hubertus Primus mit Prof. Dr. Gerd Glaeske darüber, worauf beim Kauf geachtet werden sollte – und wie sinnvoll das Warentest-Handbuch ist.

Bei der „Vielzahl frei erhältlicher Mittelchen“, so leitet Primus im Video ein, „wird der Kunde nicht selten zu seinem eigenen Arzt und der Apotheker sein wichtigster und oft einziger Berater“. Ob es denn nicht reiche, wenn man den Apotheker frage, der einen dann gut berate, will er von Glaeske wissen. „Das wär sehr schön, wenn wir davon ausgehen dürften“, erwidert der. In der Werbung heiße es zu Recht „Fragen Sie Arzt und Apotheker“. Die Experten müssten die Beratung auch durchführen. „Aber in der Apotheke haben wir natürlich ein Problem, dass wir zwischen Ethik und Monetik mal wieder einen Spagat sehen.“

Vieles von dem, was im Non-Rx-Markt angeboten wird, sei beratungsbedürftig – und eben auch „abratungsbedürftig“. Letzteres „fällt manchem Apotheker offensichtlich schwer“, konstatiert Glaeske. Denn natürlich sei es so, dass eine zehnminütige Beratung ohne einen Verkauf keinen Umsatz bringe. Als Anspielung auf das Handbuch betont der Chef-Medikamenten-Tester der Stiftung: „Ich halte das für ausgesprochen wichtig, dass wir eine Beratungsinstanz haben, die kein ökonomisches Interesse am Arzneimittel hat, sondern die nur ein Interesse daran hat, dass die richtigen Arzneimittel gekauft werden.“

Der Preis sei ebenfalls ein wichtiges Kriterium beim Kauf, merkt Primus daraufhin an. Schließlich müsse man rezeptfreie Medikamente selbst bezahlen. Ob das Buch hier auch weiterhelfe? Weil die Preise für rezeptfreie Medikamente seit dem 1. Januar 2004 freigegeben seien, erklärt Glaeske, könnten Apotheker seither selbst kalkulieren. Der Preisvergleich sei insoweit üblich geworden und dieses Instrument sollte auch genutzt werden. „In den Büchern geben wir sozusagen empfohlene Verkaufspreise an, man kann sich daran orientieren.“ Apotheken sollten bei der Preiskalkulation „kundenorientiert handeln“, mahnt er.

Daraufhin lenkt Primus das Gespräch auf die Bestellung von Medikamenten im Internet. Gibt es hier Bedenken, will er wissen. Glaeske erklärt, es sei wichtig, zu differenzieren: Zum einen gebe es im Internet „wirkliche Apotheken“, die an das Arzneimittel- und Apothekenrecht gebunden seien und die über eine Hotline beraten und auf die Rezeptpflicht achten. Zum andern existierten aber „leider“ auch „Cyberspace-Läden“, die alles Mögliche anböten und Rx-Arznei auch ohne Rezept verkauften. Das sei „ausgesprochen gefährlich“, warnt Glaeske – er rate dringend von derlei Bestellungen ab. Oftmals wisse man hier nämlich nicht genau, ob es die richtigen Arzneimittel oder Fälschungen seien.

Hier finden Sie das Handbuch-Video „Fragen Sie nicht nur Arzt und Apotheker“.


Juliane Ziegler