Großbritannien

Gesucht: Diagnose-Tool für die Verordnung von Antibiotika

Remangen - 22.08.2014, 14:51 Uhr


Eine aktuelle Umfrage unter 1000 britischen Hausärzten hat ergeben, dass eine große Mehrheit (93 Prozent) sich von den Patienten dazu genötigt sieht, Antibiotika zu verschreiben und diesem Druck auch häufig nachgibt. Die Erhebung wurde von dem Ärzte-Netzwerk MedeConnect im Auftrag des „Longitude Prize 2014“ durchgeführt. Dahinter steckt ein Preiswettbewerb, dessen Ziel ein Test ist, der bakterielle Infektionen erkennt.

MedeConnect fand in der Umfrage heraus, dass 28 Prozent der Hausärzte „mehrmals pro Woche“ Antibiotika verschreiben, auch wenn sie nicht sicher sind, dass sie medizinisch tatsächlich erforderlich sind. 70 Prozent geben diese, ohne zu wissen, ob eine Infektion viral oder bakteriell ist. Erstaunlicherweise gab fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) zu, Antibiotika für eine virale Infektion verordnet zu haben, wohl wissend, dass diese dagegen gar nicht helfen. Rund ein Viertel der Ärzte wünscht sich ein leicht zu bedienendes Diagnostikum für mehr Sicherheit bei der Verordnung.

Der Longitude Prize ist ein mit 10 Millionen britischen Pfund dotierter Preiswettbewerb, der von der britischen Charity-Organisation Nesta gestiftet wird und der in diesem Jahr der Ausbreitung der Antibiotika-Resistenzen gewidmet ist. Konkret geht es um die Entwicklung einen kostengünstigen, präzisen, schnellen und einfach zu bedienende Point-of-Care-Tests für bakterielle Infektionen. Im Herbst wird das „Rennen“ um den Preis gestartet.

„Auf der ganzen Welt benötigen wir solche genauen Tests, um die Chancen zu maximieren, dass Antibiotika nur dann verwendet werden, wenn es medizinisch notwendig ist und dass die richtigen ausgewählt werden, um den Zustand zu behandeln“, kommentiert  die Leiterin von Longitude Prize Tamar Ghosh. „Aber die Eindämmung des Missbrauchs ist ein genauso wichtiger Schritt, denn es könnte noch viele Jahre dauern, bis andere Lösungen, einschließlich neuartiger Alternativen zu Antibiotika auf den Markt kommen".


Dr. Helga Blasius


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