Neuverblisterung von Arzneimitteln

Blister-Unternehmen geben Contra

Berlin - 07.08.2014, 16:11 Uhr


Der Bundesverband Patientenindividueller Arzneimittelverblisterer und 7x4 Pharma reagieren irritiert auf das jüngst veröffentlichte Positionspapier der Thüringer Apotheker und Ärzte zur Arzneimittel-Neuverblisterung. Aus Sicht des BPAV und auch von 7x4 hat die patientenindividuelle Arzneimittelverblisterung ihren Nutzen längst bewiesen. Das zeigten zahlreiche Studien und Untersuchungen der letzten Jahre.

Hans-Werner Holdermann, Vorsitzender des BPAV und Geschäftsführer der Deutschen Blistergesellschaft in Baden-Baden, reibt sich die Augen angesichts der Vorwürfe aus Thüringen. Er hat keinen Zweifel: Die Blisterunternehmen, die patientenindividuell für Heimbewohner verblistern, machen dies auf höchstem Niveau – es gelten die Regeln der Good Manufacturing Practice (GMP), die Fehlerquoten bewegen sich höchstens im Promille-Bereich. Holdermann hält den Thüringer Ärzten und Apothekern vor: „Wer den einzigen GMP-konform validierten Teilprozess in der Arzneimitteltherapie angreift, nämlich das patientenindividuelle Verblistern, verringert somit die Qualität des Gesamtprozesses.“

Der BPAV verweist darauf, dass es viele wissenschaftliche Studien zur Arzneimittelversorgung durch patientenindividuelles Verblistern gebe. Sie belegten eindeutig den Nutzen dieser pharmazeutischen Dienstleistung. Sowohl im Hinblick auf die Arzneimittelsicherheit als auch auf die Compliance oder die Therapiefreiheit für die Ärzte. „Wer diese Studien ignoriert, ignoriert auch die akademische Diskussion dazu und das ist schade“, so Holdermann.

Verständnislos ist man auch bei der 7x4 Pharma, die dem dreiseitigen Positionspapier aus Thüringen mit einem fünfseitigen Papier mit Gegenargumenten kontert. Auch hier ist der Tenor: Ärzte und Apotheker versteigen sich in undifferenzierte Aussagen und Vorwürfen, „die teils auf veraltetem oder nicht vorhandenen Kenntnisstand basieren und mehreren anerkannten wissenschaftlichen Studien und Untersuchungen der letzten Jahre widersprechen“.

Das „Vorwurfspapier“ unterbreite selbst nur ansatzweise konkrete Verbesserungsvorschläge. Vielmehr werde ein „vermeintlicher Status Quo der Rolle der Heilberufe“ verteidigt, den man eigentlich nicht zu verteidigen brauche, da er nicht angegriffen werde, so 7x4. Sodann setzt sich die Blisterfirma mit den Vorhaltungen im Einzelnen auseinander. Am Ende steht die Erkenntnis: Medikationsmanagement ohne Verblisterung ist nur eingeschränkt effizient. Beides gehöre zusammen. Wenn es um eine bessere Versorgung multimorbider Patienten und chronisch Kranker geht, sollte der Dialog unter allen Fachleuten die Regel sein, meint das Unternehmen. „Eine einseitige Diffamierung industrieller Anbieter bzw. der Blisterzentren hilft den Patienten ebenso wenig, wie die vorhandenen Entwicklungen der letzten Jahre auf dem Feld der Verblisterung wissentlich zu ignorieren.“, schließt das 7x4-Papier.


Kirsten Sucker-Sket


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