Anstehende Honorarverhandlungen

Kassen und Ärzte laufen sich warm

Berlin - 01.08.2014, 12:02 Uhr


Ende August werden Kassen und Ärzte über das ärztliche Honorar verhandeln: Letztere beklagen ein Defizit von rund fünf Milliarden Euro – die Kassen wollen aber nicht mehr geben. „Niedergelassene Ärzte haben seit 2008 deutliche Honorarsteigerungen erhalten“, betont Johann-Magnus von Stackelberg, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes – von einer Unterfinanzierung könne keine Rede sein.

Die Kassenärzte gehen derzeit davon aus, dass ihre Leistungen mit insgesamt fünf Milliarden Euro unterfinanziert sind. Laut KBV-Chef Andreas Gassen werden zehn Prozent der Leistungen seiner Kollegen überhaupt nicht honoriert. Zudem habe es seit 2008 keine Honoraranpassung mehr an das Gehalt eines Oberarztes gegeben. Insgesamt ergebe sich also ein Defizit von ungefähr fünf Milliarden Euro. Gassen will nun mit den Krankenkassen über eine schrittweise Anpassung der Honorare sprechen. Dabei soll das Gehalt eines Oberarztes ein Richtwert sein – es liegt derzeit bei gut 130.000 Euro im Jahr. Damit Kassenärzte ebenfalls ein vergleichbares Einkommen erzielen, müssten insgesamt rund drei Milliarden Euro zusätzlich ins System gegeben werden, so Gassen.

Der Kassenseite fehlt hierfür das Verständnis: „Es ist mehr als verwunderlich, dass die Forderungen der Ärzteschaft innerhalb von nur zwei Wochen von drei Milliarden Euro auf fünf Milliarden Euro gestiegen sind“, so von Stackelberg. „Da reibt man sich erstaunt die Augen und fragt: Was passiert denn dann bis zur ersten Verhandlung Ende August?“ Er verweist darauf, dass niedergelassene Ärzte seit 2008 deutliche Honorarsteigerungen erhalten hätten. Derzeit liege der durchschnittliche Reinertrag (Einnahmen nach Abzug der Aufwendungen vor Steuern) eines Praxisinhabers bei über 160.000 Euro – gegenüber 2007 sei das eine Steigerung um fast 17 Prozent. Von einer Unterfinanzierung könne also keine Rede sein.

Der GKV-Vize verbindet seine Verwunderung mit einer spitzen Bemerkung zur aktuellen Diskussion um Wartezeiten. Gassen hatte erklärt, nichts von den Plänen der Bundesregierung, mit einer zentralen Terminvergabe gegen lange Wartezeiten in Arztpraxen vorzugehen, zu halten. Von Stackelberg


Juliane Ziegler