Medikationsmanagement und -analyse

Was verbirgt sich dahinter?

Berlin - 10.07.2014, 16:33 Uhr


Begriffe wie Medikationsanalyse und -management sind in aller Munde. Doch was verbirgt sich hinter den Begrifflichkeiten? Die Bundesapothekerkammer (BAK) hat nun die Leistungen für die Apothekerschaft beschrieben, die dahinter stehen. BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer und ABDA-Präsident Friedemann Schmidt stellten heute in Berlin das entsprechende 23-seitige Grundsatzpapier vor.

Eine Medikationsanalyse ist demnach „eine strukturierte Analyse der aktuellen Gesamtmedikation eines Patienten“. Sie umfasst vier Hauptschritte:

  • Identifikation von Datenquellen und Zusammentragen der Information
  • Evaluation und Dokumentation von manifesten und potenziellen arzneimittelbezogenen Problemen
  • Erarbeiten möglicher Lösungen
  • Vereinbarung von Maßnahmen mit dem Patienten und gegebenenfalls dem Arzt

Ziel ist es, die Effektivität der Arzneimitteltherapie zu erhöhen und Arzneimittelrisiken zu minimieren.

Der Begriff des Medikationsmanagements als apothekerliche Tätigkeit wird im Grundsatzpapier wie folgt definiert: „Ein Medikationsmanagement baut auf einer Medikationsanalyse auf, an die sich eine kontinuierliche Betreuung des Patienten durch ein multidisziplinäres Team anschließt. Mit der kontinuierlichen Betreuung werden vereinbarte Maßnahmen zu detektierten arzneimittelbezogenen Problemen und deren Ergebnis nachverfolgt sowie gegebenenfalls angepasst. Neu auftretende, manifeste und potenzielle arzneimittelbezogene Probleme werden erkannt, gelöst oder vermieden. Ziele sind die fortlaufende und nachhaltige Erhöhung der Effektivität der Arzneimitteltherapie sowie die fortlaufende und nachhaltige Minimierung von Arzneimittelrisiken.“

Von Medikationsmanagement soll zukünftig also nur dann die Rede sein, wenn sich an die Medikationsanalyse eine kontinuierliche Betreuung durch ein interdisziplinäres Team anschließt. Dadurch soll die Arzneimitteltherapie fortlaufend und dauerhaft verbessert und Arzneimittelrisiken reduziert werden. An diesen Definitionen sollen zukünftig alle einschlägigen Initiativen gemessen werden. „Wir setzen damit ein deutliches Zeichen gegen die Trivialisierung und inflationäre Verwendung der Begriffe“, erklärte Kiefer. In Zukunft solle jeder Patient, jeder Arzt und Apotheker, aber auch jede Krankenkasse wissen, was sich hinter einem entsprechend betitelten Leistungsangebot verberge.

Schmidt machte deutlich, dass konsequentes Medikationsmanagement die Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker brauche – schließlich liege die Therapiehoheit beim Arzt. Dass die Zusammenarbeit funktionieren könne, zeigten Modellprojekte wie die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN). Schmidt mahnte aber zugleich mehr Entschlossenheit an: Die Zeit der Modellprojekte müsse irgendwann zu Ende gehen und die Leistungen sollten flächendeckend eingeführt werden. Hierfür benötige man zum einen standardisierte und möglichst rationale Wege der Kommunikation innerhalb des interdiszplinären Teams, zum anderen die Bereitschaft der Patienten, sich an eine Apotheke zu binden. „Das bedeutet nicht, dass eine Versorgung aus anderen Apotheken ausgeschlossen ist“, machte Schmidt klar, sondern dass der Patient ein besonderes Vertrauensverhältnis zu einer Apotheke aufbaue.

Hier gelangen Sie zum Grundsatzpapier zur Medikationsanalyse und zum Medikationsmanagement.


Annette Lüdecke


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