Rezeptfreie Arzneimittel

BAH fordert Erstattung bis 18 Jahre

Berlin - 27.06.2014, 10:55 Uhr


Zehn Jahre nach Ausschluss der rezeptfreien Arzneimittel aus der GKV-Erstattung stagniert der Selbstmedikationsmarkt. Das beklagen nicht nur die Hersteller. Auch in der Politik gibt es durchaus Zweifel, ob der generelle Erstattungsausschluss richtig ist – schließlich sind auch OTC wirksam und sicher. Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) fordert, dass die Präparate zumindest bis zum Alter von 18 Jahren uneingeschränkt erstattet werden sollten.

Derzeit sind die Kosten für OTC nur in vom Gemeinsamen Bundesausschuss festgelegten Ausnahmefällen von den gesetzlichen Krankenkassen zu übernehmen. Außerdem müssen die Kassen zahlen, wenn die Arzneimittel für Kinder bis zwölf Jahren verordnet wurden. Ab zwölf Jahren bedarf es einer „Entwicklungsstörung“, um die Erstattungsfähigkeit zu ermöglichen. Aus Sicht des BAH ein stigmatisierendes Kriterium. Für Weiser wäre eine Erstattungsfähigkeit bis zur Volljährigkeit ein erster Schritt, um die Bedeutung von OTC in der Versorgung anzuerkennen. Bis zu diesem Alter sind GKV-Versicherte auch von der Zuzahlung befreit.

In einer politischen Diskussionsrunde anlässlich der gestrigen Jubiläumsfeier zum 60. Geburtstag des BAH in Berlin zeigte sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich offen für diese Idee. So sei es beispielsweise unverständlich, dass die Kassen nicht die Kosten für rezeptfreie Arzneimittel gegen Neurodermitis übernehmen. Es sei „grotesk“, dass Programme zur Raucherentwöhnung erstattet werden, aber ein Patient mit Neurodermitis die Kosten für seine notwendigen Arzneien selbst tragen muss. Allerdings betonte Hennrich, dass es sich dabei um seine persönliche Meinung handele, die er sich aus eigenen Erfahrungen gebildet habe. In der Union gebe es hierzu keine abgestimmte Linie. Er könne sich aber für die Forderung einsetzen, so der CDU-Politiker. Seine Koalitionskollegin Martina Stamm-Fiebich (SPD) zeigte sich ebenfalls nicht verbindlich. Sie bestätigte lediglich, dass das Problem in der Politik angekommen sei.

Kordula Schulz-Asche (Grüne) erklärte, die OTC-Erstattung sei bei einigen Erkrankungen sicher sinnvoll – zu einer generellen Kostenübernahme will sie jedoch nicht zurück. Zu häufig gebe es Zweifel am Nutzen dieser Präparate. Allerdings: Was die Verordnungsfähigkeit von OTC für Kinder betrifft, so müsse man an die bestehenden Regelungen „noch einmal ran“.

Auch bei den Linken ist man offen für eine weitergehende Erstattung, Kathrin Vogler beklagte, dass es schon „Medikamententafeln“ für Patienten gebe, die sich verordnete Arzneien nicht leisten könnten. Vogler plädiert ohnehin für eine größere Entlastung der Patienten: Auch Zuzahlungen für verschreibungspflichtige Arzneimittel sollte es nicht mehr geben.


Kirsten Sucker-Sket