Hauptstadtkongress

Mut zu mehr Vernetzung!

Berlin - 26.06.2014, 17:36 Uhr


Verblisterung, Zytostatikaherstellung, detailliertes Fachwissen auf allen Gebieten – um Patienten bestmöglich zu versorgen, muss die Apotheke möglichst viele Leistungen bereitstellen. Nicht nur Apotheken in ländlichen Gebieten können da an ihre Grenzen kommen. Die Apothekeninhaber Dr. Alexander Schmitz, Enno Scheel und Holger Gnekow plädierten daher beim Gehe-Apothekerforum im Rahmen des Hauptstadtkongresses für eine Vernetzung zwischen den Apotheken.

Die Apotheke vor Ort muss nicht alle Leistungen selber erbringen, ist Schmitz überzeugt – sie müsse nur wissen, woher sie diese bekomme. Eine Abhängigkeit oder eine Apotheke light resultiere aus derartigen Netzwerken nicht, denn: „Die Kompetenz der Versorgung bleibt in der Vor-Ort-Apotheke“. Man begebe sich hier nicht in eine Abhängigkeit, vielmehr erweitere man sein Spektrum. „Wir wären in der Lage, all das zu bieten, was auch nach Vorstellung von Gesetzgeber, Politik und Verbänden eine Vollapotheke leisten muss. Wir können durch eine Vernetzung noch viel mehr.“ Profitieren würden davon beide Seiten – Apotheke und vernetzter Partner.

Nicht zuletzt wegen der gesetzlichen Vorgaben sind Individualrezepturen für Gnekow ein gutes Beispiel für eine sinnvolle Vernetzung. „Wir könnten uns analog zu vielen anderen freien Berufen auf die Herstellung von solchen Rezepturen spezialisieren“, erklärte er – und fügte hinzu: „Sie gehen auch nicht zu einem Augenarzt, wenn Sie ein orthopädisches Problem haben, oder zu einem Strafverteidiger, wenn Sie einen Autounfall regeln lassen wollen.“

Bei einem Netzwerk geht es aber nicht nur um finanzielle oder logistische Vorteile, sondern auch um eine „Ausdehnung des Wissensnetzwerkes“: Apotheker, die sich in einem Fachgebiet spezialisiert haben, können ihr Wissen dem Netzwerk zur Verfügung stellen, erklärte Schmitz. Man müsse sich „von diesem Bild des einen omnipotenten Apothekers verabschieden“ – bei Spezialfragen. Das bedeute nicht, dass man sich von der Präsenzapotheke und einer starken, serviceorientierten, inhabergeführten Apotheke verabschiede. Auch Scheel ist sich sicher, dass eine Spezialisierung der Apotheker und eine Vernetzung des Wissens innerhalb der Apotheke notwendig sind. „Im nächsten Schritt müssen wir dieses Wissen anderen zur Verfügung stellen und im Netzwerk nutzen.“

Aber auch mit anderen Akteuren ist eine Vernetzung hilfreich für Patienten. Deswegen hat Gnekow eine Online-Plattform geschaffen, auf der Ärzte und Patienten abfragen können, ob ein Arzneimittel in einer der drei teilnehmenden Apotheken verfügbar oder eine Alternative vorrätig ist. Um Pflegeheime, Sanitätshäuser, Ärzte und die eigene Apotheke zu vernetzen, wurde zudem eine weitere Online-Plattform mit einer zentralen Datenbank für Medikationspläne geschaffen. Auf die können Betroffene – mit unterschiedlichen Rechten – zugreifen. Dadurch habe jeder Akteur den aktuellen Stand. Letztlich sollten mehr Apotheker den Mut zu mehr Vernetzung aufbringen, forderte Gnekow.


Annette Lüdecke


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