DAZ.online Wochenschau

Umstrittene (Er-)Neuerungen

Stuttgart - 21.06.2014, 08:00 Uhr


Werden Diabetikern in Deutschland innovative Therapien vorenthalten? Die aktuellsten Meldungen zu den neuen Antidiabetika deuten in diese Richtung. In eine neue Runde geht die Diskussion um das pflanzliche Anxiolytikum Kava-Kava und die ABDA möchte vieles erneuern. Allerdings nur im Apothekerhaus, dort stehen Umbau- und Renovierungsarbeiten an. Mehr dazu in unserer Wochenschau.

Neue Antidiabetika. Für innovative Wirkstoffe zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 war es keine gute Woche. So hat der zum 1. April 2014 vom Markt genommene GLP-1-Rezeptoragonist Lyxumia® (Lixisenatid) nun zwar einen Erstattungsbetrag, aber der Hersteller Sanofi wird auf Basis des von der Schiedsstelle festgelegten Preises den Vertrieb von Lixisenatid in Deutschland nicht wieder aufnehmen. Auch bei der Entscheidung von Novartis, zum 1. Juli den Vertrieb der Antidiabetika Galvus® und Eucreas® (Vildagliptin bzw. Vildagliptin plus Metformin) einzustellen, gab der Preis den Ausschlag. Die Firma weigert sich, ihr Präparat auf dem Preis-Niveau eines Generikums anzubieten. Zudem sieht das IQWiG für den SGLT2-Inhibitor Canagliflozin (Invokana®) keinen Zusatznutzen.

Ibuprofen auf dem Prüfstand. Hohe Dosierungen von Ibuprofen, die über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, stehen im Verdacht, das kardiovaskuläre Risiko zu erhöhen. Das Pharmacovigilance and Risk Assessment Committee (PRAC) der EMA hat deshalb ein Review-Verfahren eingeleitet.

Neue Episode im Streit um Kava-Kava. 2007 hatte das BfArM die Zulassung für das pflanzliche Anxiolytikum nach langem Hin und Her widerrufen. Ausgangspunkt der Diskussion war der Verdacht gewesen, dass das Phytopharmakon schwere hepatotoxische Reaktionen hervorrufen könnte. Das Verwaltungsgericht Köln hat diesen Widerruf nun aufgehoben.

Aflatoxine in Arzneitees. Bei verschiedenen Passiflora-haltigen Arzneitees wurden Aflatoxin-Belastungen festgestellt, die über den zugelassenen Grenzwerten liegen. Chargen, die kontaminierten Drogen enthalten können, wurden zurückgerufen.

Diebstähle in Deutschland. Die Liste der Firmen, deren Sendungen bei dem Einbruch in dem Auslieferungsdepot des Logistikunternehmens Transoflex/ThermoMed in Neuss gestohlen wurden, wird immer länger. Nach wie vor kann nicht ausgeschlossen werden, dass die gestohlenen Arzneimittel auf dem Arzneimittelmarkt angeboten werden.

Diebstähle in Italien. Das Paul-Ehrlich-Institut rät, Parallelimporte aus Italien vorsorglich auf Manipulationen zu untersuchen und Verdachtsfälle den Behörden zu melden, da nicht auszuschließen ist , dass weitere Arzneimittel von Diebstählen betroffen sind und in die legale Vertriebskette eingeschleust werden.

Erneuerungen im Apothekerhaus. Für insgesamt 26,5 Millionen Euro will die ABDA ihre Standesvertretung in Berlin ausbauen und renovieren. Es ist jedoch fraglich, ob das Vorhaben in der Mitgliederversammlung ausreichende Zustimmung findet.

ARMIN startet am 1. Juli 2014. Das Modellprojekt zum Medikationsmanagement geht in Sachsen und Thüringen planmäßig mit der Wirkstoffverordnung an den Start. Die Teilnehmerzahlen der Ärzte liegen momentan im zweistelligen, die der Apotheker im dreistelligen Bereich.

Zurück zur OTC-Preisbindung. Der Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, Lutz Engelen, fordert, um die wirtschaftliche Situation der Apotheken zu stärken, rezeptfreie Arzneimittel wieder der Arzneimittelpreisverordnung zu unterstellen. Die Freigabe der OTC-Preise und der Versandhandel mit diesen Präparaten habe die Unterdeckung der öffentlichen Apotheken im GKV-Versorgungsbereich verstärkt.


Julia Borsch


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