NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens

Den Heilberuf Apotheker besser nutzen

Münster - 18.06.2014, 11:31 Uhr


„Wir müssen darüber nachdenken, wie wir den Heilberuf besser nutzen“, sagte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens auf einer Tagung des Bundesverbands Managed Care. Da die Ärzte kaum noch Ressourcen haben, ausführlich zur Arzneimitteltherapie zu beraten, zu Neben- und Wechselwirkungen, sehe sie diese Aufgabe beim Heilberuf Apotheker angesiedelt. „Das Berufsbild des Apothekers ist im Wandel begriffen.“

Die über 65-Jährigen erhalten die meisten Arzneimittelverordnungen, über 50 Prozent dieser Personen erhalten fünf oder mehr Arzneimittel, resümierte Steffens. Fünf Prozent aller Krankenhausfälle seien Folgen unerwünschter Arzneimittelwirkungen, zwei Prozent verlaufen tödlich. Hier sei ein großes Potenzial an Verbesserungen möglich, mehr als 60 Prozent wäre vermeidbar. Ein weiteres Problem: Ältere Menschen erfassen nicht alles, was sie in der ärztlichen Sprechstunde erfahren.

Vor diesem Hintergrund erklärte Steffens: „Wir brauchen eine andere Art von Beratung.“ Außerdem sei ein neues Denken im Umgang mit Patienten notwendig, eine ganzheitliche Sicht auf den Patienten bis hin zu seiner häuslichen Lebenssituation. Es bringe hier nichts, wenn sich Ärzte und Apotheker darüber stritten, wer besser beraten könne.

Die Gesundheitsministerin von NRW zeigte sich überzeugt davon, Apotheker auf diesem Gebiet stärker in die Pflicht zu nehmen. Nach ihrer Auffassung hätten Ärzte keine Zeit und Ressourcen mehr für ausführliche Arzneimittelberatung – im Gegensatz zu den Apothekern. Apotheker sollten mehr in die Arzneimitteltherapie eingebunden werden. Lobend stellte sie heraus, dass Apotheker bereits den Brown-bag-Review machen und Neben- und Wechselwirkungen abklären. Zudem können in der Apotheke auch die Wechselwirkungen mit der Nahrung abgeklärt werden, „ dazu haben Ärzte keine Zeit“, so Steffens, „der einzige Platz, wo noch Kapazitäten vorhanden sind, um solche Fragen abzuklären, sehen wir derzeit im Bereich der Apotheke. Wir müssen sehen, wie wir den Heilberuf Apotheker besser nutzen“.

„Allerdings“, so Steffens, „fängt Arzneimitteltherapiesicherheit bei mir schon auf den Werbeflyern der Apotheker an. Paracetamol zu Sonderpreisen, das hat nichts mit Arzneimitteltherapiesicherheit hat.“ Sie habe nichts gegen preisgünstige Arzneimittel, aber wenn einem mehr und größere Schmerzmittelpackungen angeboten werden zu Sonderpreisen, dann habe das nichts mit Heilberuf zu tun. Steffens: „Apotheke ist dann Supermarkt mit anderen Produkten – das kann‘s nicht sein.“


Peter Ditzel


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