Apotheker in der Notaufnahme

„Das Beste, was uns passieren konnte“

Stuttgart - 13.06.2014, 14:00 Uhr


Etwa 7000 Menschen sterben jedes Jahr in den USA an den Folgen von Medikationsfehlern und Arzneimittelinteraktionen. Um die Fehlerquoten zu senken, leistet sich das „Children‘s Medical Center“ in Dallas/USA zehn Vollzeit-Apotheker in der Notaufnahme. Jetzt hat ein US-Radiosender eine Reportage über das „lebende Sicherheitsnetz“ gebracht.

„Apotheker in der Notaufnahme sind das Beste, was uns passieren konnte. Das Wissen, das sie haben, und das Können, das sie mitbringen, sind unglaublich.“ So lautet einer der Kommentare zu dem Bericht. Die Apotheker in Dallas überprüfen etwa 20.000 Verordnungen in der Woche hinsichtlich des Körpergewichts, Allergien und der Begleitmedikation der kleinen Patienten. Das Besondere daran: Das Ganze geschieht durchgängig 24 Stunden – zu jeder Tages- und Nachtzeit und bei jeder Verordnung, bevor das Medikament verabreicht wird.

Obwohl das sehr naheliegend klingt, ist das nicht selbstverständlich. Die Realität sieht sonst oft anders aus: Der Arzt verschreibt etwas und arbeitet weiter. Wenn es ein Problem gibt, identifiziert es der Apotheker hoffentlich und meldet sich später. „Später funktioniert aber im Notfall nicht“, erklärt einer der Ärzte. Und bei Kindern sei die zusätzliche Kontrolle besonders wichtig, da dort die Wahrscheinlichkeit für Medikationsfehler dreimal höher sei.

Ein elektronisches System gibt es übrigens auch am Children‘s Medical Center. Das überprüft die Verordnung vor allem auf Schreibfehler hin, aber es findet bei weitem nicht alle Irrtümer. So ergab eine Studie, dass selbst mit elektronischer Patientenakte zehn Prozent der Verordnungen bei Erwachsenen fehlerhaft waren, bei Kindern sogar ein Viertel. Daher das Fazit der Autoren: Um möglichst viele Fehler zu verhindern, braucht man beides – Apotheker und Software.

Dass nicht alle Krankenhäuser flächendeckend Pharmazeuten in der Notaufnahme beschäftigen, ist eine Frage des Geldes. Denn Apotheker müssen bezahlt werden. Jedoch gibt es Daten, die zeigen, dass durch „medication reviews“ die Zahl der Krankenhauseinweisungen reduziert werden kann. Das spart langfristig Geld und rettet zudem Leben.

Die vollständige Reportage zum Nachhören gibt es hier.


Julia Borsch


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