Griff in die Rücklagen

Sanacorp kündigt Konditionskürzung an

Berlin - 05.06.2014, 16:12 Uhr


Um seinen Genossen eine angemessene Dividende ausschütten zu können, musste der Arzneimittelgroßhändler Sanacorp im 90. Jubiläumsjahr in seine Schatzkiste greifen. Der Rückgriff auf die Firmenreserven soll aber eine Ausnahme bleiben. Die Apotheker sollen dies mit schlechteren Konditionen bezahlen.

„Die Dividendenfähigkeit aus dem operativen Geschäft ist für die Zukunft Pflicht“, so Lang. Um die dafür benötigte Rendite zu erzielen, müsse man verstärkt auch mit den Kunden über deren Einkaufskonditionen sprechen. „Wir sind nicht die ersten im Markt, die das tun“, so Lang, „aber auch uns bleibt gar nichts anderes übrig“.

Im 90. Jahr stehe auch Sanacorp im Zeichen eines bislang noch nie dagewesenen Verdrängungswettbewerbs im deutschen Pharmagroßhandel, so das Fazit von Lang. Sanacorp konnte den Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr trotz der „irrationalen Rabattschlacht im Markt“ zwar um 4,4 Prozent auf 3,82 Milliarden Euro steigern. Allerdings stand unter dem Strich nur ein Ergebnis „knapp über der schwarzen Null“, nämlich in Höhe von 2,74 Millionen Euro. Trotz dieses laut Lang „sehr unbefriedigenden“ Ergebnisses folgte die Versammlung mit großer Mehrheit der Empfehlung des Vorstands und Aufsichtsrats, eine weiterhin attraktive Dividendenausschüttung vorzunehmen. Die Basisdividende auf Geschäftsanteile beträgt rund 3,5 Prozent. Mitglieder, die mehr als 400.000 Euro Jahresumsatz bei der Sanacorp tätigten, erhalten eine Zusatzdividende in Höhe von aktuell 17,5 Prozent.

Lang erinnerte daran, dass der Markt seit Jahren unter „massiven Überkapazitäten“ leide. Die seit mehr als einem Jahr andauernde und erbittert geführte Rabattschlacht und der Eintritt eines neuen „Discount-Mitbewerbers“ hätten ein Übriges dazu getan, die Situation zu verschärfen. Im Hinblick auf neue Discount-Modelle im Pharmagroßhandel appellierte Lang an die Politik („Will man weiterhin Qualität oder setzt man blind auf Discount“) und an die Apotheken („Seien Sie nicht Steigbügelhalter für die Öffnung des Apothekenmarktes“), sich über die Folgen für die Versorgungsqualität klar zu werden.


Lothar Klein