(E-)Zigarette

Nikotin bald auf der Dopingliste?

Berlin - 21.05.2014, 15:57 Uhr


Spitzensportler konsumieren Nikotin immer häufiger zur Leistungssteigerung. Experten gehen davon aus, dass der Gebrauch unter Sportlern so hoch ist wie nie zuvor. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat die Substanz daher in ihre Monitoring-Liste aufgenommen. Kritiker fordern die Aufnahme von Nikotin in die Verbotsliste.

Es sind nicht die aktuellsten Zahlen, von denen die „Süddeutsche Zeitung“ auf ihrem Onlineportal berichtet – sie machen dennoch stutzig: Forscher der Universität Lausanne untersuchten 2011 Urinproben von Sportlern und stellten fest, dass der Nikotinkonsum in manchen Disziplinen überdurchschnittlich verbreitet war. Erhöhte Nikotinwerte wurden etwa bei 55,6 Prozent der American-Football-Spieler gemessen, bei den Eishockey-Spielern waren es 32 Prozent. Auch bei Ringern, Bobfahren, Kunstturnern, Rugby-Spielern, Skifahrern und Basketballern lag der Wert deutlich über dem der Durchschnittsbevölkerung.

Mittlerweile dürften es noch mehr Sportler sein, vermutet der Nürnberger Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel. „Es verbessert nicht die Ausdauer oder Muskelkraft, versetzt aber das Gehirn in einen anderen Zustand“, erklärte er der Zeitung. Bei Sportarten, in denen Reaktionsschnelligkeit oder Konzentration gefragt sind, könnten Sportler sich so Vorteile verschaffen. Weil sich die Schadstoffe allerdings negativ auf Ausdauer und Atemwege auswirken, setzen viele Sportler auf attraktivere Varianten – etwa mit Salzen versetzten Tabak, den der Sportler unter die Lippe stecken kann. Auch die E-Zigarette dürfte sich bereits als eine „besonders elegante Art, Nikotin zuzuführen“ etabliert haben, meint Sörgel.

Die WADA ist auf das Problem ebenfalls aufmerksam geworden – und prüft nun, in welchem Ausmaß die Substanz zum Missbrauch eingesetzt wird. Ob Nikotin aber am Ende tatsächlich als Dopingmittel angesehen wird und auf der Verbotsliste der WADA landet, ist noch nicht absehbar. Dem Bericht zufolge wird die Entscheidung dadurch erschwert, dass die Grenzen zwischen Genussmittel, Droge, Doping und Arzneimittel fließend sind – ähnlich wie beim Koffein, das bis 2004 auf der WADA-Verbotsliste stand, mittlerweile aber wieder gestrichen wurde. Sörgel fürchtet, dass die Athleten die Nikotindosis immer weiter erhöhen, um den gewünschten Effekt zu erreichen – bis es möglicherweise lebensgefährlich werde. Er fordert daher: „Man sollte es auf die Dopingliste setzen.“


Juliane Ziegler