Arzneimittelimport

Kohlpharma: Becker schadet Apotheken

Berlin - 20.05.2014, 12:19 Uhr


Kohlpharma, Deutschlands größter Arzneimittelimporteur, hat dem DAV-Vorsitzenden Fritz Becker vorgeworfen, mit der Forderung nach Abschaffung der Importförderung den Interessen der Apotheker zu schaden. Beckers Aussagen auf dem 51. DAV-Wirtschaftsforum seien „nicht nachvollziehbar“ und widersprächen „deutlich dem Handeln und den Bedürfnissen der Apotheken vor Ort“.

Der DAV-Vorsitzende habe auf dem Wirtschaftsforum erneut die Abschaffung der Importförderung gefordert und damit begründet, dass die Hersteller zunehmend Rabattverträge abschließen würden und somit in diesem Bereich kaum noch Einsparungen zu erzielen seien. Dem widerspricht Kohlpharma: „Erstens spielt die Importquote bei Präparaten, die unter Rabattvertrag stehen, keine Rolle. Hier muss zwingend das Rabattvertragspräparat abgegeben werden. Zweitens bezieht sich die Quote lediglich auf solche Importe, deren Erstattungspreis mindestens 15 Prozent oder 15 Euro unterhalb desjenigen des Bezugsarzneimittels liegt. Insofern kommt es nur dann zur Abgabe eines Imports auf Basis der Importquote, wenn wirklich Einsparungen erzielt werden.“

Die Gesundheitspolitik und die Kostenträger sähen aufgrund der planbaren und realisierten Einsparungen bei gleicher Qualität der Versorgung jedoch nachhaltig keinen Grund, ein funktionierendes Spar- und Wettbewerbsinstrument aus der Hand zu geben. So habe sich bis heute der Anteil der anrechenbaren Importe an den zulasten der GKV verschriebenen Arzneimitteln auf knapp elf Prozent entwickelt und liege damit doppelt so hoch wie die Vereinbarung aus dem Rahmenvertrag zwischen der GKV und dem DAV. „Hier keine Einsparungen zu erkennen, bleibt das kaufmännische Geheimnis des DAV-Vorsitzenden.“

Die „dauerhafte, deutliche und freiwillige Übererfüllung der Abgabequote“ zeige die feste Verankerung von Importarzneimitteln im Versorgungsalltag. So habe eine Umfrage des Kölner Institutes für Handelsforschung unter 278 Apothekeninhabern ergeben, dass mehr als 60 Prozent die geforderte Importquote freiwillig überträfen. Nicht erst in Zeiten angespannter Konditionen beim Großhandel nutzten die Apotheken in den vergangenen Jahren Importe bei konsequenter Abgabe als Möglichkeit, ihren Rohertrag zu sichern oder gar zu steigern. Auch die Treuhand Hannover sehe Importe für die Apotheken als margenrelevant an, wie Christian Meyer auf dem AVIE Systempartnertreffen in Köln Ende vergangener Woche bestätigt habe.


Lothar Klein


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