Offener Brief an SAV

ADEXA: Keine Solidarität mit Arbeitgebern

Berlin - 20.05.2014, 11:12 Uhr


Auch im sächsischen Tarifstreit schlägt die Apothekengewerkschaft ADEXA jetzt härtere Töne an. In einem Brief an den Sächsischen Apothekerverband (SAV) erinnert ADEXA an den Erfolgsdruck der Apotheker des Landes bei der anstehenden Umsetzung des Modellprojekts ARMIN und fordert vom SAV ein positives Signal zur Wiederaufnahme von Tarifverhandlungen.

Sachsen stehe „unter Erfolgsdruck bei der Umsetzung von ARMIN“, heißt es im Schreiben der ADEXA-Landesgruppe an den SAV. Die Umsetzung werde „ohne motivierte Mitarbeiter nicht möglich sein“. Es werfe kein gutes Licht auf die sächsischen Apotheker, wenn solch ein ambitioniertes Vorzeigeprojekt ohne Tarifbindung und teilweise mit Gehältern unter oder an der Grenze zum Mindestlohn durchgeführt werde.

„Eine berufspolitische Solidarität mit den Arbeitgebern ist nach 16 Jahren grob unsolidarischem Verhalten der Arbeitgebervertreter für uns als sächsische Gewerkschaftsmitglieder derzeit nicht vorstellbar“, so der Brief und weiter: „Mit Blick auf die Lage der gesamtdeutschen und insbesondere der sächsischen Apotheken – Stichwort Nachwuchsmangel, ARMIN, Leitbild, Honorierungsdebatte – ist ein positives Signal vom SAV in Richtung Gewerkschaft und Wiederaufnahme von Tarifverhandlungen überfällig.“

In einem MDR-Interview vom 5. Mai habe SAV-Geschäftsführer Dr. Ulrich Bethge erklärt, der SAV empfehle stets, sich am Bundestarif zu orientieren. Angeboten würden stattdessen Gehälter bis 30 Prozent unter dem aktuellen Tarif, kritisiert ADEXA. Wer das nicht akzeptieren wolle, bekomme die Anstellung nicht. Viele Mitarbeiter hätten zudem schon seit Jahren keine Gehaltserhöhung erfahren. Sehr oft würden Kollegen auch in Probezeit eingestellt, um einen Engpass wie Urlaub, Babyjahr oder Krankheit zu überbrücken. Bevor diese abgelaufen sei, würden sie verabschiedet. Viele Kollegen erhielten nur den gesetzlichen Mindesturlaub von 24 Tagen – ein Unterschied von neun Tagen gegenüber Bundestarif.

Nicht zuletzt müsse noch der Nachtdienst erwähnt werden. Auch hier zahlten die Apotheker in Sachsen vielfach unter Tarif. ADEXA wirft dem SAV daher „arbeitgeberfreundliche“ Rosinenpickerei vor: „Das ist ein Machtmissbrauch.“

 


Lothar Klein