Impfstoff-Rabattverträge

Ärzteverbände fordern Ausschreibungs-Stopp

Berlin - 19.05.2014, 15:05 Uhr


Unter anderem bei Impfstoffen gegen Influenza kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Lieferproblemen, wenn der von den Krankenkassen ausgewählte Hersteller nicht rechtzeitig liefern konnte. Mehrere ärztliche Berufsverbände fordern daher eine sofortige Beendigung von Impfstoff-Ausschreibungen. Sie fürchten um die Versorgungssicherheit. „Die vermeintlichen Einsparungen der Kassen gehen zulasten der Versorgungsqualität“, betonen die Berufsverbände.

„Wir wollen unsere Patienten medizinisch optimal versorgen und nicht davon abhängig sein, ob ein einzelner ausgewählter Hersteller von Grippeimpfstoffen gerade lieferfähig ist oder nicht“, kritisiert Dr. Wolfgang Wesiack, Präsident des Berufsverbandes Deutscher Internisten. Nach Ansicht der Ärzte tragen die negativen Berichte zu den Lieferproblemen auch dazu bei, dass die Akzeptanz der Impfung nachlässt. „Bei Ärzten, Apothekern wie auch bei unseren Patienten herrscht Verunsicherung, wenn Berichte darüber kommen, dass Grippeimpfstoffe nicht lieferbar sind“, berichtet Wesiack aus der eigenen Praxis. Bereits vereinbarte Termine müssten abgesagt und Ersatzimpfstoffe mühsam organisiert werden. „So kann diese wichtige Präventionsmaßnahme nicht gefördert werden – im Gegenteil.“

Bei den Ausschreibungen werde auch nicht berücksichtigt, dass es inzwischen völlig unterschiedliche Impfstoffe gegen Influenza gebe, kritisieren die Ärzte: Reisemediziner empfehlen einen tetravalenten Impfstoff für Besucher der WM in Brasilien, da dieser ein breiteres Erregerspektrum abdeckt. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt für kleinere Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren einen Grippeimpfstoff, der als Nasenspray verabreicht wird. Für Menschen mit einer Hühnereiweißallergie sind wiederum Influenza-Impfstoffe geeignet, die in Zellkulturen produziert werden, und für Schwangere können Grippeimpfstoffe sinnvoll sein, die frei von Konservierungsstoffen sind. Dass die Ausschreibungen der Kassen offizielle Empfehlungen der Impfexperten ignorierten, „muss aufhören“, fordern die Verbände.


Juliane Ziegler


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