Parteien zur Europawahl 2014

Grüne: Freie Berufe haben sich bewährt

Berlin - 15.05.2014, 09:00 Uhr


Im Zuge der Griechenland-Krise stehen die Freien Berufe in Europa auf dem Prüfstand. Aus Sicht der Grünen hat sich das deutsche System der Freien Heilberufe allerdings bewährt. Das erklärte Rebecca Harms, Grünen-Spitzenkandidatin zur Europawahl am 25. Mai und Fraktionsvorsitzende der Grüne/EFA-Fraktion im Europaparlament, gegenüber DAZ.online. Ihre Partei unterstützt den Ansatz, in Europa ein gemeinsames Verständnis für die Freien Berufe zu entwickeln.

DAZ.online: Frau Harms, wofür steht Ihre Fraktion in der europäischen Gesundheitspolitik? Welche Ziele gibt es für die neue Legislaturperiode?

Harms: Auf EU-Ebene setzen wir uns vor allem für die Prävention ein, insbesondere durch eine stärkere Verbindung von Gesundheitsschutz und Umweltschutz. Im Pharmabereich fordern wir nicht nur unabhängige, sondern auch vergleichende Bewertungen, um den Zusatznutzen von Medikamenten zu Referenztherapien besser zu untersuchen. Wir werden uns weiterhin stark machen für die Transparenz von Daten aus klinischen Studien. Nicht zuletzt werden wir versuchen, im Veterinärbereich endlich die inakzeptable prophylaktische Anwendung von Antibiotika zu beenden.

DAZ.online: In Griechenland findet gerade ein Umbruch im Apothekenmarkt statt. Unter anderem sind dort nun Apothekenketten zugelassen – und nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel soll es jetzt auch im Supermarkt geben. Auch in Deutschland fürchten Apotheker nun, dass dieser von der Troika veranlasste Umbruch Auswirkungen auf andere EU-Länder haben wird. Glauben Sie, das griechische Modell könnte in der EU Schule machen?

Harms: Mit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes zum Fremd- und Mehrbesitzverbot haben die EU-Mitgliedstaaten ausreichend Gestaltungsspielräume erhalten, um ihre jeweils eigene nationale Regelung zu finden. In Deutschland sehen wir keine Entwicklung, die in eine mit Griechenland vergleichbare Richtung gehen könnte. Weder in den Reihen der Apothekerinnen und Apotheker noch in der Politik gibt es hierfür die nötige Zustimmung.

DAZ.online: Auch die reglementierten – Freien – Berufe stehen in Griechenland auf dem Prüfstand. Ebenso in der Europäischen Kommission. Besteht aus der Sicht der Grünen auf europäischer Ebene Handlungsbedarf bei den Freien Berufen?

Harms: Aus unserer Sicht hat sich das deutsche System der Freien Heilberufe bewährt. Gleichwohl unterstützen wir den Ansatz, in Europa ein gemeinsames Verständnis der Freien Berufe zu entwickeln und dabei herauszustellen, dass die Freien Berufe wichtige gesellschaftliche Aufgaben zum Beispiel in der Daseinsvorsorge übernehmen. Ein solches gemeinsames europäisches Verständnis kann auch dabei helfen, vergleichbare Anforderungen für die Ausbildung zu schaffen. Dabei muss sichergestellt werden, dass die Qualität der Ausbildung erhalten bleibt und weiterentwickelt wird.

DAZ.online: Stichwort Arzneimittelversorgung in ländlichen Gebieten – ist das in anderen EU-Ländern ein Thema? Wenn ja, welche Ansätze existieren dort, um das Problem zu lösen? Sind diese auf Deutschland übertragbar?

Harms: Zwar sind die Rahmenbedingungen der Apothekenmärkte in den Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich, allerdings ist die bedarfsgerechte Versorgung mit Arzneimitteln insbesondere in ländlichen Regionen in den meisten Ländern ein Thema. Eine aktuelle Untersuchung des Thünen-Instituts  für ländliche Räume zeigt, dass derzeit in Deutschland „die wohnortnahe Erreichbarkeit öffentlicher Apotheken flächendeckend gewährleistet ist“. Das gilt für ländlich periphere Räume nicht. Gerade für diese Regionen müssen flexible Lösungen wie zum Beispiel Apothekenbusse, Bringdienste der Apotheken etc. entwickelt werden.

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DAZ.online


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