GlaxoSmithKline

China treibt Korruptionsverfahren gegen GSK voran

Peking - 14.05.2014, 17:29 Uhr


Nach zehnmonatigen Korruptionsermittlungen gegen den britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) haben chinesische Fahnder schwere Vorwürfe gegen dessen ehemaligen China-Chef erhoben. Der Brite habe ein „umfassendes Korruptionsnetzwerk“ betrieben, zitierte das Ministerium für Öffentliche Sicherheit am Mittwoch aus den Untersuchungsergebnissen der Polizei.

Um den Absatz und die Preise der GSK-Produkte in China zu steigern, habe er sein Vertriebsteam gedrängt, Ärzte sowie Angestellte von Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen zu bestechen. Die Ermittlungsdokumente würden nun der Staatsanwaltschaft übergeben, kündigte das Ministerium an.

Ein Unternehmenssprecher teilte daraufhin mit: „Wir nehmen die erhobenen Vorwürfe sehr ernst.“ Solche Handlungen stünden im Kontrast zu den Werten des Unternehmens. „Wir werden auch künftig umfassend mit den Behörden zusammenarbeiten“, kündigte er an. GSK hatte im Juli die Verwicklung von Spitzenmanagern in eine Korruptionsaffäre eingeräumt. Die Firma hatte aber die Höhe der Korruptionszahlungen angezweifelt. Vier chinesische Führungskräfte waren festgenommen worden.

Die Ermittler werfen dem britischen Konzern vor, seit sechs Jahren über Mittelsmänner in Reisebüros und Beratungsunternehmen mehrere Milliarden Yuan an Bestechungsgeldern an Ärzte, Krankenhausmitarbeiter oder hohe Beamte gezahlt zu haben.

Die Fahnder ermittelten gegen 46 Verdächtige. Während der zehnmonatigen Untersuchung sei herausgekommen, dass GSK dank seines Korruptionsnetzwerkes die Preise für seine Produkte in China immer weiter nach oben habe treiben können. Laut Polizeiangaben kosten Medikamente des Unternehmens in China bis zu siebenmal so viel wie auf anderen Märkten.

Die Ermittlungen gegen GSK haben die gesamte Branche in China aufgeschreckt. Die Behörden ermitteln gegen internationale Arzneimittelproduzenten, die auf dem lukrativen Wachstumsmarkt in China tätig sind. Hintergrund des Skandals ist die weit verbreitete Korruption unter Ärzten in den schlecht finanzierten chinesischen Krankenhäusern, die stark von den Medikamentenumsätzen leben.

Ausländische Firmen fühlten sich in der Kampagne zu Unrecht an dem Pranger gestellt. Jegliche Gesetzesverstöße müssten hart bestraft werden, aber die Ermittlungen dürften sich nicht zu stark auf ausländische Firmen konzentrieren, hatte die EU-Handelskammer in China nach den ersten Ermittlungen im vergangenen Jahr gefordert. Chinesische Stellen betonten, ihre Ermittlungen seien unabhängig und nicht gezielt gegen ausländische Firmen gerichtet.


dpa-AFX