Wirtschaftsforum

Apotheke und OTC – zwei, die zusammengehören

Berlin - 09.05.2014, 10:41 Uhr


Die Apotheke braucht das OTC-Geschäft, aber OTC-Arzneimittel brauchen auch die Apotheke. Diese These stellte Prof. Dr. Uwe May, Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie der Hochschule Fresenius, auf dem Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbands auf und erklärte, warum er dies so sieht. Er zeigte, dass OTC aus der Apotheke pharmazeutisch und ökonomisch sinnvoll sind.

Mit einem Anteil von immerhin 20 Prozent am Gesamtumsatz ist das OTC-Segment in der Apotheke nicht zu vernachlässigen. Im vergangenen Jahr gingen 621 Mio. Packungen OTC-Arzneimittel über den HV-Tisch, die einen Umsatz von 5,3 Mrd. Euro ausmachten. Durchschnittlich kostete eine OTC-Packung 8,53 Euro.

Die Bedeutung von OTC liegt auch darin, dass rund 60 Prozent der vier Millionen Kunden, die täglich die Apotheken besuchen, ein OTC verlangen. Für 77 Prozent der Apothekenkunden ist es dabei wichtiger, beim OTC-Kauf beraten zu werden als bei der Rezepteinlösung, wie eine Umfrage ergab. Doch nicht nur für den Umsatz und die Kundenfrequenz ist das OTC-Geschäft für die Apotheke interessant, es hat auch Bedeutung für die Kundenbindung, die heilberufliche Profilierung, die strategische Positionierung – und es verschafft eine gewisse Unabhängigkeit von pharmapolitischen Entscheidungen der Gesundheitspolitik, so May.

Aber auch die Apotheke spielt für OTC-Arzneimittel im Gesundheitssystem eine Rolle, wie der Gesundheitsökonom an zwei Thesen zeigte: Die Selbstmedikation spart Ressourcen. Und: Die Apotheke fördert die Selbstmedikation. Demnach, so die Schlussfolgerung Mays, spart die Apotheke Ressourcen im Gesundheitssystem. Aus der Förderung der Selbstmedikation lasse sich eine gesundheitsökonomische Wertschöpfung der Apotheke ableiten, die bei der Betrachtung des Werts der Apotheke für unser Gesundheitssystem oft vernachlässigt werde. Ohne die Apotheken, so May, würde ein Großteil der Selbstmedikation nicht stattfinden. Rund 80 Prozent kaufen bei leichten Gesundheitsstörungen OTC-Arzneimittel in der Apotheke.

Die Apotheke wiederum trägt zum Produktimage der OTC-Arzneimittel bei, was ebenfalls die Bereitschaft der Bevölkerung für die Selbstmedikation fördert. Durch diese wechselseitigen Beziehungen induziert die Apotheke die Selbstmedikation. Professor May: „Ein Milliardenpotenzial, das Apotheken fürs System leisten!“

Aus gesundheitsökonomischer Sicht verlange eine so hohe Wertschöpfung für das Gesundheitssystem eine Honorierung. Aber die Koppelung des Honorars an die Packung werde durch den Wettbewerb, den Preis- und Kostendruck, unterlaufen. Ein eigenes Beratungshonorar für OTC wäre zwar wünschenswert, lasse sich aber nicht umsetzen, da Kunden dann auf Beratung verzichten würden. Wie dieses Problem zu lösen sei, so May, „darüber muss noch nachgedacht werden“.


Peter Ditzel


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