Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie

Selen und Vitamin E nur bei Mangel

Berlin - 02.05.2014, 16:44 Uhr


Vitamin E kann das Krebsrisiko erhöhen – das zeigte sich vor sechs Jahren in einer abgebrochenen Studie zur Prävention von Prostatakrebs durch Selen und Vitamin E. Eine aktuelle Auswertung dieser Studie macht nun deutlich, unter welchen Bedingungen das Krebsrisiko steigt. Zudem fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich eine Seleneinnahme ebenfalls negativ auswirken kann. Anlässlich der Ergebnisse rät die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) allen Männern davon ab, Präparate mit Selen oder Vitamin E einzunehmen, solange kein Mangel nachgewiesen ist.

Wie die DGE mitteilt, zeigte sich in der aktuellen Studienauswertung, dass Männer, die Vitamin E-Kapseln einnahmen, ein erhöhtes Krebsrisiko hatten – jedoch nur, wenn ein Selenmangel vorlag. „Eine ausreichende Versorgung mit Selen scheint vor einer schädlichen Wirkung von Vitamin E zu schützen“, erklärt Professor Axel Heidenreich, Direktor der Urologischen Klinik am Universitätsklinikum Aachen.

Eine Überversorgung mit Selen hatte jedoch keinen präventiven Effekt – im Gegenteil: Männer, die zu Beginn der Studie ausreichend mit Selen versorgt waren, hatten ein erhöhtes Krebsrisiko durch die Seleneinnahme. Die Zahl an „High-grade“- Prostatakarzinomen – eine aggressive Krebsvariante – stieg bei ihnen an. „Dies bedeutet, dass das Spurenelement Selen, das der Körper in geringen Mengen benötigt, in höheren Dosierungen schadet", so Professor Herbert Rübben, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Essen.

Eine ausgewogene Ernährung versorge den Körper ausreichend mit Vitamin E und Selen, erklärt Professor Helmut Schatz, Sprecher der DGE. Während Vitamin E gehäuft in pflanzlichen Ölen wie Weizenkeim- oder Olivenöl vorkommt, findet sich Selen in Fisch, Meeresfrüchten, Milch und Gemüse. „Wer das Gefühl hat, unterversorgt zu sein, sollte, bevor er zu Supplementen greift, mit seinem Arzt besprechen, ob er diese wirklich benötigt oder nicht“, macht Schatz deutlich. Eine Überversorgung mit Vitaminen und Spurenelementen könne der Gesundheit schaden. Daher solle eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln nur auf medizinischen Rat hin erfolgen, so die DGE.

Weitere Informationen zu der aktuellen Studie finden Sie in der DAZ 2014, Nr. 12, S. 38.


Annette Lüdecke