Kasseninformationen zur HPV-Impfung

Ein Fall für das Bundesversicherungsamt?

Berlin - 10.04.2014, 10:34 Uhr


Den Berufsverbänden der Frauenärzte und der Kinder- und Jugendärzte missfällt, wie Techniker Krankenkasse (TK) und Barmer GEK ihre Versicherten über die HPV-Impfung informieren. Da für die Kassen die Behandlung von Frauen mit Gebärmutterhalskrebs erheblich preiswerter sei als die flächendeckende HPV-Impfung, wiesen sie immer wieder auf unklare Nebenwirkungen der Impfung hin, so der Vorwurf. Die TK weist dies als „zynisch und haltlos“ zurück.

Die Ärzteverbände haben bereits das Bundesversicherungsamt (BVA) – die Aufsichtsbehörde der beiden Kassen – eingeschaltet und um eine Prüfung gebeten. In einer gemeinsamen Pressemeldung weisen BVF und BVKJ darauf hin, dass die HPV-Impfung tatsächlich nur dann kostengünstiger ist, wenn man auch die Folgen der Erkrankungen mit einbezieht. Doch diese werden zum größten Teil nicht aus dem Budget der Kassen bezahlt und interessierten diese daher auch nicht. „ Jedes Mädchen, jede Frau, die sich nicht impfen lässt und damit das Risiko einer späteren Krebserkrankung in Kauf nimmt, ist für ihre Krankenkasse ein geldwerter Vorteil“, kritisieren die Verbände.

Die Informationsbroschüren der Kassen stammten aus dem Jahr 2008 – die der TK wurde  2011 überarbeitet. Die Aussagen seien jedoch im Kern gleich geblieben. Alle seitdem erzielten neueren Erkenntnisse zur HPV-Impfung ignorierten die beiden Krankenkassen, so die beiden Ärzteverbände. Etwa einen großen Survey 2013 aus Skandinavien: Hier habe man an einer Million Mädchen und jungen Frauen – davon 700.000 ungeimpft, 300.000 geimpft – nachweisen können, dass die Impfung keinerlei schwere Nebenwirkungen verursache.

„Wir haben beide Krankenkassen-Vorstände bereits im Dezember 2013 auf die veralteten Broschüren aufmerksam gemacht und darum gebeten, dass sie aktualisiert beziehungsweise aus dem Angebot entfernt werden“, so BVF-Präsident Dr. Christian Albring. Passiert sei nichts. „Wir gehen deshalb davon aus, dass die Barmer GEK und die TK an ihrer impfkritischen Haltung festhalten wollen“. Daher habe man nun das BVA eingeschaltet. „Wir hoffen, dass dieser Schritt zu einem Umdenken in den beiden Krankenkassen beitragen kann“, sagt BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann.

Die TK erwiderte auf die Vorwürfe mit dem Hinweis, dass sie die erste Krankenkasse in Deutschland gewesen sei, die die HPV-Impfung als Kassenleistung eingeführt habe. Insofern sei die Aussage, die HPV-Impfung sei für die Krankenkassen nach bisherigen Rechnungen teurer, um später die Behandlung der krebskranken Frauen zu bezahlen, zynisch und haltlos. Die Kasse betont, dass sie ihren Versicherten Hilfen für eine selbstbestimmte Entscheidung anbiete – die umfängliche Beratung über Chancen und Risiken einer Behandlung stehe an erster Stelle. Dabei würden neben der aktuellen Studienlage auch die Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen herangezogen. „Mit den Informationen, die die TK zur Verfügung stellt, wird weder eine Impfung empfohlen noch davon abgeraten“, stellt die Kasse klar. Diese Position habe die TK dem BVF auch schon am 3. Februar 2014 mitgeteilt.

Auch die Barmer GEK hebt hervor, dass es sich bei der angegriffenen Broschüre um eine Entscheidungshilfe handele, die bewusst Pro und Kontra gegenüberstelle, um eine Auseinandersetzung mit allen Facetten eines Themas zu ermöglichen. Dabei lasse sich die Kasse von angesehenen Experten beraten. Klar sei aber: „Wenn es relevante neue Erkenntnisse gibt, berücksichtigen wir diese auch. In diesem Sinne werden wir die Kritik konstruktiv prüfen“.


Kirsten Sucker-Sket