Neuer Festbetrag für L-Thyroxin

Henning macht Preissenkung nicht mit

Berlin - 26.03.2014, 17:31 Uhr


Ab April gilt eine Vielzahl neuer Festbeträge. Eine der betroffenen Festbetragsgruppen ist Levothyroxin-Natrium. Für die viel verordneten Schilddrüsenhormone wird der bislang geltende Festbetrag um rund 10 Prozent gesenkt. Der Marktführer Henning (Sanofi) will diesen Schritt nicht mitgehen. Für die Patienten bedeutet dies, dass sie ab dem kommenden Monat eine Aufzahlung erwartet – sie wird zwischen 0,14 und 0,62 Euro pro Packung liegen. Für die Apotheken heißt es: Erklären.

Der GKV-Spitzenverband hatte Anfang Februar Beschlüsse zur Anpassung von Festbeträgen in 46 Gruppen gefasst, acht Festgruppen hob er zudem auf. Die Beschlüsse werden zum 1. April in Kraft treten. Auch für L-Thyroxin gilt dann ein neuer Festbetrag. Für eine 100er Packung L-Thyroxin 100 erhält der pharmazeutische Unternehmer ab April 3,35 Euro (ApU). Der Apothekenverkaufspreis liegt dann bei 15,22 Euro. Der GKV-Spitzenverband nahm die Anpassung mit Blick auf die tatsächlich verlangten Preise vor. So kommt es, dass etwa der ApU von Hexal in dieser Packungsgröße und Wirkstärke schon jetzt exakt auf dem künftigen Festbetragsniveau liegt.

Unbeeindruckt zeigte sich der GKV-Spitzenverband offensichtlich von den immer wieder beklagten Lieferschwierigkeiten bei L-Thyroxin – nicht zuletzt bei Hexal. Ein schlichter Umstieg auf ein Konkurrenzpräparat ist bei dem Schilddrüsenpräparat wegen seiner engen therapeutischen Breite aber nicht so leicht.

Keine Lieferprobleme hat hingegen der Schilddrüsenspezialist Henning. Und gerade der Marktführer will sich nun dem neuen Festbetrag widersetzen. Das Unternehmen hat kein Problem mit Festbeträgen – aber dass die Kassen in der jetzigen Situation noch weniger zahlen wollen, ist für Henning nicht mehr nachvollziehbar. Die Produktion von L-Thyroxin ist nicht banal. Doch in Hennings spanischem Werk läuft sie zumindest.

Nun können sich Apotheken auf neuen Erklärungsbedarf einstellen. Die Centbeträge, die die betroffenen Patienten künftig zusätzlich zahlen müssen, mögen einem Teil der Zuzahlenden nicht weiter auffallen. Problematischer dürfte es bei Patienten werden, die von der Zuzahlung befreit sind.

Für betroffene Patienten, die nachfragen, hat Henning bereits ein erläuterndes Schreiben vorbereitet. Darin wird erklärt, dass der Preis für L-Thyroxin von Henning seit vielen Jahren stabil sei. Dass nun eine Aufzahlung fällig werde, liege daran, dass die Krankenkassen nun nur noch geringere Kosten erstatten – infolge des Festbetragsbeschlusses des GKV-Spitzenverbands. Angesichts der anspruchsvollen und komplexen Herstellung und Qualitätssicherung von Schilddrüsenhormonen sehe sich Henning nicht in der Lage, eine weitere Kostenreduktion zu kompensieren. Das Unternehmen wolle weiterhin Qualität und Liefersicherheit bieten.


Kirsten Sucker-Sket